- Die Kantone weisen in ihren Staatsrechnungen 2022 trotz des Krieges in der Ukraine und der Inflation überraschend gute Zahlen aus.
- Eine vorsichtige Budgetierung, aussergewöhnlich hohe Steuereinnahmen und die hohe Gewinnausschüttung der Nationalbank sind die Gründe dafür.
- Bisher haben alle 23 Kantone, die ihre Staatsrechnung 2022 veröffentlicht haben, schwarze Zahlen geschrieben. Diese Kantone schlossen über 4.3 Milliarden Franken besser ab als budgetiert.
Es fehlen lediglich noch die Abschlüsse der Kantone Schaffhausen, Waadt und Neuenburg. Laut Zahlen der Konferenz der kantonalen Finanzdirektorinnen und Finanzdirektoren (FDK) schrieben letztmals 2008 alle Kantone schwarze Zahlen.
Dass so viele, womöglich gar alle, Kantone im Plus abschliessen werden, ist für Martin Mosler, Bereichsleiter Fiskalpolitik am Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik (IWP) an der Universität Luzern, überraschend. Immerhin habe es einige Faktoren ausserhalb der kantonalen Handlungsmacht gegeben, etwa die unsichere geopolitische Lage durch den russischen Angriffskrieg oder der Druck durch die globale Inflationswelle. «Dass die kantonalen Budgets solche Schocks dennoch überstanden, zeugt von der robusten Schweizer Volkswirtschaft», so Mosler gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Budgets mitten in der Pandemie erstellt
Die praktisch durchgehend besser als budgetierten Abschlüsse erklärt FDK-Präsident Ernst Stocker damit, dass die Kantone ihre Budgets für das Jahr 2022 noch 2021, also mitten in der Corona-Pandemie, erstellt haben.
Die Wirtschaft und der Arbeitsmarkt hätten sich aber besser entwickelt, als damals erwartet. Positiv ausgewirkt habe sich die sehr hohe Gewinnausschüttung der Schweizerischen Nationalbank (SNB). «Die Kantonsfinanzen sind derzeit gesund», bilanziert Stocker. Auffallend ist bei den vorliegenden kantonalen Staatsrechnungen, dass insbesondere die grossen Kantone Zürich und Bern, aber auch die beiden Basel und Genf ausserordentlich gute Abschlüsse ausweisen.