Der Ständerat hat ein Paket von Massnahmen beschlossen, um die Kosten im Gesundheitswesen zu dämpfen. Verantwortlich für die Operation Kostensenkung ist letztlich Gesundheitsministerin Elisabeth Baume-Schneider. SRF hat sie mit der Kritik am Sparpaket konfrontiert.
SRF News: Nicht gerade gigantisch, eher jämmerlich. Das waren die Kommentare im Ständerat zum Sparpotenzial. Was ist Ihr Kurzkommentar?
Es ist absolut nicht jämmerlich. Es ist vielleicht nicht grosszügig, aber es ist verantwortungsvoll. Und das ist das Wichtigste, um Vertrauen zu schaffen.
Sie wollen jährlich 250 Millionen Franken mit koordinierten Versorgungsnetzwerken sparen. Der Krankenversicherer-Verband Curafutura sagt, das bringe nichts ausser Bürokratie.
Nein, es bringt viel. Denn so besteht die Möglichkeit, mit Ärzten und anderen Leistungsanbietern in einem Netz zusammenzuarbeiten. Und wir verbessern so auch die Zusammenarbeit und gehen gegen Doppelspurigkeiten vor. Und sehr wichtig: Wenn ich zu jemand anderem gehen möchte als im Versorgungsnetz, ist das auch möglich.
Es gibt einen kleineren Selbstbehalt, wenn man in einem solchen Netzwerk ist. Das bedeutet doch, dass die Prämienzahlenden mehr bezahlen müssen.
Nein, das Ganze kostet weniger. Und wenn man im Ganzen sparen kann, ist es sowieso weniger teuer – für die Kassen und für die Prämienzahlenden.
200 Millionen Franken möchten Sie sparen mit geheimen Preisverhandlungen für neue Medikamente mit den Pharmafirmen. Aber Studien sagen: Dadurch werden die neuen Medikamente nicht günstiger.
In vielen europäischen und in anderen OECD-Ländern wird das auch so praktiziert. Wir können nicht als einzige ein transparentes System haben und in anderen Ländern Medikamente besorgen. Und es ermöglicht uns, bessere Preise zu bekommen.
Auch der Preisüberwacher sagt, dass dies nur den Pharmafirmen und nicht den Patienten helfe.
Nein, das glaube ich nicht. Wir diskutieren auch mit den Pharmafirmen. Aber es hilft auch den Patienten, weil wir diese Medikamente so bekommen werden. Denn der Schweizer Markt alleine ist für einige Firmen nicht so interessant.
Es ist nicht so einfach, zu sagen, wo gespart werden soll.
Sogar wenn jetzt die erhofften Einsparungen alle eintreffen – sind 850 Millionen Franken pro Jahr nicht eher ein Pflaster, gemessen an jährlich 45 Milliarden Franken Ausgaben in der Grundversicherung?
Nein, das glaube ich nicht. Denn es ist nicht so einfach, zu sagen, wo und wie gespart werden soll. Diese 850 Millionen Franken könnten ein wenig mehr sein. Aber es ist wichtig, dass es sich nun wirklich um ein kostendämpfendes Paket handelt und dies nicht nur im Namen steht.
Man liest über serbelnde Spitäler, lange Wartelisten bei den Kinderärzten, demonstrierende Physiotherapeuten – alle sagen, wir brauchen mehr Geld. Heisst das nicht, das die Prämien weiter steil in die Höhe gehen werden?
Ich kann nicht versprechen, dass die Prämien sinken werden. Aber ich bin dafür veratwortlich, dass man die Erhöhungen stabilisieren kann. Und ich glaube auch, dass die Leute Vertrauen ins Gesundheitssystem haben. Man muss nicht immer mit Angst kommen. Alle arbeiten jetzt dran, um das System nachhaltig finanzieren und die Qualität und die Sicherheit zu behalten.
Das Gespräch führte Nathalie Christen.