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Gewicht, Hubraum, Emissionen Motorfahrzeugsteuern: Immer mehr Kantone passen Berechnung an

Wer Auto fährt, muss Steuern zahlen – je nach Kanton unterschiedlich viel. Und auf unterschiedlichen Grundlagen.

Auch wenn die Elektroautos 2024 etwas an Bedeutung verloren haben – es wurden 1.7 Prozent weniger neue E-Autos zugelassen als 2023 – zeigt der Trend: Der Anteil elektrisch betriebener Fahrzeuge nimmt stetig zu, die Neuzulassungen von Autos mit Diesel oder Benzin nehmen seit Jahren kontinuierlich ab.

Dieser Trend ruft die Kantone auf den Plan. Ein Streitpunkt ist die Besteuerung der unterschiedlich betriebenen Autos – Stichwort Motorfahrzeugsteuer. Nicht nur die Höhe der Steuer unterscheidet sich von Kanton zu Kanton.

Mit dem Trend der E-Autos stellt sich die Frage: Auf welcher Bemessungsgrundlage sollen Kantone die Steuern berechnen? Denn: Elektroautos haben keinen Hubraum und brauchen mehr Leistung, weil sie mehr wiegen. Ist der Hubraum oder das Gewicht ausschlaggebend, zahlen entweder E-Auto-Besitzer verhältnismässig mehr Steuern oder Besitzerinnen von Autos, die mit fossilen Brennstoffen betrieben werden.

Zwei E-Autos werden geladen
Legende: Von den fast 4.8 Millionen Personenwagen in der Schweiz sind 4.2 Prozent rein elektrischen Antriebs. Dies ist der Stand des Bundes von Ende September 2024. Keystone/Martial Trezzini

Die Schweiz ist diesbezüglich ein Flickenteppich. Kantone berechnen die Steuern nach Gesamt- oder Leergewicht, Hubraum, Leistung, Emissionen – oder mit Kombinationen dieser Faktoren.

Je nach Besteuerungsgrundlage bangen nun einzelne Kantone um die nötigen Gelder für die Kantonsstrassen. Ein Beispiel ist der weitläufige Kanton Graubünden. Die Steuern werden umgekrempelt, aktuell läuft die Vernehmlassung für ein neues Gesetz.

Auch ein Elektrofahrzeug belastet das Strassennetz mehr, wenn es sehr gross, schwer und potent ist.
Autor: Peter Peyer Justiz-, Sicherheits- und Gesundheitsdirektor Graubünden

Die Grösse des Motors spielt in Zukunft keine Rolle mehr, neu ist das Gewicht und die Leistung des Autos entscheidend. Die Konsequenz: PS-starke Autos und schwere Elektroautos werden höher besteuert. Ähnlich führt es der Kanton St. Gallen per 2026 ein, die Berechnung nach Gesamtgewicht und Leistung sei technologieneutral.

Der zuständige Bündner Regierungsrat Peter Peyer sagt: «Die Grundkonzeption ist: Wer ein schwereres und potenteres Auto fährt, soll mehr zahlen als jemand, der ein leichteres und weniger stark motorisiertes Auto fährt.» Die neue Berechnungsmethode soll keine Technologie bevorzugen: «Auch ein Elektrofahrzeug belastet das Strassennetz mehr, wenn es sehr gross, schwer und potent ist.»

Emissionsbesteuerung: Unmut im Kanton Genf

Auf 2025 eine neue Bemessungsmethode eingeführt hat der Kanton Genf. E-Autos werden nach Gewicht besteuert, Autos mit Verbrennern nach CO₂-Emissionen. Die Konsequenz hier: Ältere Autos mit weniger effizienten Motoren und höherem Verbrauch werden höher besteuert. Rund ein Drittel aller Autobesitzenden muss – zum Teil frappant – tiefer in die Tasche greifen.

Die Folge? Unmut und Verzweiflung. Dass die Rechnungen so teuer werden könnten, sah bei der Volksabstimmung im letzten März niemand voraus. Der Genfer Staatsrat Pierre Maudet: «Offenbar hat man die Auswirkungen dieser Reform nicht gesehen.» Eine ähnliche Reform gab es im Kanton Neuenburg bereits 2014. Dort allerdings wird das Alter des Autos berücksichtigt.

Flickenteppich bleibt bestehen

Die Motorfahrzeugsteuer ist Sache der Kantone. Hinter dem föderalistischen System steht auch der Touring Club Schweiz TCS, wie er auf Anfrage bestätigt. «Grundsätzlich wären Kriterien wie CO₂-Ausstoss und Gewicht sicher naheliegend und sinnvoll», schreibt der TCS. Eine Zauberformel für eine Lösung auf Bundesebene gebe es allerdings nicht.

Schaffhausen: Keine tieferen Steuern für E-Autos

Box aufklappen Box zuklappen

Die Schaffhauser Stimmbevölkerung stimmte am vergangenen Sonntag über ein neues Berechnungsmodell für die Fahrzeugsteuern ab. 60.4 Prozent sagten Nein. Mit dem neuen System wären Besitzerinnen und Besitzer von E-Autos weniger hoch besteuert worden. Gleichzeitig wären die Steuern für Verbrenner-Fahrzeuge kontinuierlich gestiegen.

Regionaljournal Graubünden, 3.2.2025, 17:30 Uhr ; 

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