Ein am Montag veröffentlichter Bericht aus Lausanne zeigt, dass das dortige Ausmass der Dioxin-Verschmutzung grösser ist als bisher angenommen. Grosse Teile des Stadtgebietes sind betroffen. Vielerorts in der Schweiz dürfte es ähnlich aussehen, denn es ist landesweit die erste Untersuchung dieser Art. Dioxin ist hochgiftig und entsteht zum Beispiel bei der Verbrennung von Abfällen, es kann aber gefiltert werden.
Doch wie gravierend ist die in Lausanne festgestellte Verschmutzung wirklich? Und was sind die Folgen? Der Chemiker und Dioxin-Spezialist Markus Zennegg ordnet ein.
SRF News: Was haben Sie gedacht, als Sie vom Ausmass der Dioxin-Verschmutzung in Lausanne erfahren haben?
Markus Zennegg: Es hat mich etwas überrascht, weil in Lausanne auf einer relativ grossen Fläche doch massive Überschreitungen festgestellt wurden. Normalerweise sind die Werte im Hintergrund in der Schweiz relativ tief, mit dem Bereich von 5 Nanogramm Toxizität pro Kilogramm Boden. In Lausanne hat man nun aber mehrere hundert Nanogramm pro Kilogramm Boden detektiert. Das sind schon relativ massive Überschreitungen.
Welche Folgen hat das für die betroffene Stadt Lausanne?
Lausanne muss nun eine Entscheidung treffen, was mit diesem Boden geschehen soll. Auch muss das betroffene Gebiet in verschiedene Bereiche eingeteilt werden, denn es sind ja nicht alle gleich kontaminiert. Danach muss abgeklärt werden, was auf diesem Boden noch gemacht werden kann und wo der Zutritt für Personen gar gesperrt werden muss.
Vor allem Kinderspielplätze sollten in belasteten Gebieten nicht mehr offen sein.
Vor allem Kinderspielplätze sollten in solchen Gebieten nicht mehr offen sein. Auch bei Gärten oder Grundstücken, auf denen Hühner oder andere Tiere gehalten werden, muss entschieden werden, was jetzt geschehen soll.
Nun werden Forderungen nach Untersuchungen an anderen Standorten laut. Teilweise ist das auch schon in die Wege geleitet – in der Stadt Bern etwa, wo es eine grosse alte Kehricht-Verbrennungsanlage mitten in einem Wohngebiet gab. Wie gross ist das Problem gesamtschweizerisch?
In der Schweiz gibt es ja rund 30 Müllverbrennungsanlagen. Da stellt sich die Frage, was im Umfeld solcher Anlagen in Böden zu finden ist. Deshalb braucht es jetzt Untersuchungen an den verschiedenen Standorten, um das abzuklären. Ich denke da an den Bereich in der näheren Umgebung von Verbrennungsanlagen. Nötig ist das vor allem dann, wenn es relativ alte Verbrennungsanlagen sind.
Die Emissionen aus früheren Jahren sind heute immer noch im Boden zu finden.
Obwohl die heute natürlich mit Abgasbehandlungsanlagen ausgerüstet sind, die relativ sauber sind, sind die Emissionen aus den früheren Jahren heute immer noch im Boden anzutreffen. Deshalb müsste man schauen, wo es Anlagen gibt, die relativ früh in Betrieb genommen wurden und auch heute noch betrieben werden. In diesen Umgebungen sollte man ein Screening durchführen. So weiss man, in welchen Bereichen man unterwegs ist.
Das Gespräch führte Sabine Gorgé.