Lokalzeitung lesen statt Instagram scrollen: Im Kanton Freiburg erhalten seit März 2024 alle 18-Jährigen im Kanton ein Online-Jahresabo eines Regionalmediums ihrer Wahl geschenkt.
Es ist schweizweit ein Pionier-Projekt: «Die Idee zielt darauf ab, das Interesse der Jugendlichen zu wecken und das demokratische Funktionieren zu gewährleisten», sagte der Freiburger Bildungsdirektor Olivier Curty bei der Lancierung zu SRF.
454 Jugendliche lösen Gratis-Abo – Top oder Flop?
Denn heute stehen viele junge Menschen vor der Herausforderung, sich in der Informationsflut zurechtzufinden und den Wert von regionalen Nachrichten zu erkennen. Gerade auf sozialen Medien dominieren oftmals globale Inhalte – lokale Themen kommen zu kurz.
Jetzt zeigt sich: 12 Prozent der Jugendlichen haben ein Abonnement eines Regionalmediums gelöst, wie der Kanton Freiburg mitteilt. 454 junge Erwachsene nutzten zwischen Mai und Dezember 2024 das neue Angebot. Sie abonnierten ein Freiburger Regionalmedium ihrer Wahl.
Oder anders gesagt: 88 Prozent der betroffenen Jugendlichen pfeifen auf das Gratis-Abo – oder haben es nicht mitbekommen.
Ich habe das Angebot noch nicht genutzt, aber ich finde es spannend.
Auf dem Pausenplatz des Kollegiums Gambach in Freiburg erklärt ein Gymnasiast: «Ich habe das Angebot noch nicht genutzt, aber ich finde es spannend. Es ist besser, wenn man sich überlegt, woher die Infos kommen.»
Eine andere Gymnasiastin sagt dazu: «Ich finde es gut, dass wir Zugang zu diesen Medien bekommen. Man erfährt, was hier in Freiburg passiert, und es betrifft uns oft mehr, als man denkt.»
Medienforscher spricht von «Sozialexperiment»
Mark Eisenegger leitet das Forschungszentrum Öffentlichkeit und Gesellschaft (fög) an der Universität Zürich. Für Eisenegger lohnt es sich «auf jeden Fall», die Jugendlichen mit einem Zeitungsabo zu beschenken. «Es ist gewissermassen ein Sozialexperiment mit offenem Ausgang.» Der oft nur sporadische Kontakt junger Menschen mit klassischen Medien könne dadurch intensiviert werden, sagte der Medienforscher bei der Lancierung des Projektes.
Viel Hoffnung in die Abo-Förderung setzen auch die Freiburger Nachrichten: «Für uns ist das eine Chance, die junge Zielgruppe zu erreichen, die wir sonst nur schwer ansprechen. Wir sehen auch, dass diese Leser durchaus kritisch und interessiert sind», sagt Marc Lehmann, Publizistischer Leiter der «Freiburger Nachrichten» als Vertreter des Lokalmediums.
Für den Kanton Freiburg liegen die 454 Jugendlichen, die ein Abo gelöst haben, im Bereich der Erwartungen – und sind vor allem nur ein Anfang: Fünf Jahre gibt der Kanton Freiburg seinem Pilotprojekt Zeit. Ein spannendes Experiment, das zeigen könnte, ob junge Menschen – wie gewünscht – den Wert von lokalen Nachrichten schätzen lernen.