Der eine wohnt am Berg, René Stettler, der andere bewirtschaftet ihn, Karl Bucher. Sie stehen sich im Streit um die Rigi als Hauptkontrahenten gegenüber. René Stettler findet 850'000 Touristen pro Jahr seien genug. 3000 Unterschriften hat er gesammelt, weil er Angst hat, die Rigi werde zu einem Disney-Land. Karl Bucher als Verwaltungsratspräsident der Rigi-Bahnen will, dass der Berg attraktiv bleibt, und seine Züge möglichst voll sind.
Anfangs wurde dieser Streit weitgehend über die Medien ausgetragen. Dann aber kam eine Arbeitsgruppe zustande, die nun eine Charta ausgearbeitet hat. Die Verständigung war sehr schwierig. Es wurde gefeilscht und gestritten, um jedes Wort im Charta-Text – um Ressourcen-Schonung zum Beispiel.
Auf Rigi-Kulm steigen an einem guten Tag 200 bis 300 Gäste pro Stunde aus. Die Rigi-Bahnen wollen einen richtigen Bahnhof hier, mit Souvenir-Laden und einem zusätzlichen Restaurant für Gruppen. Pläne, die jetzt mit der Charta aber nur verwirklicht werden können, wenn auch die Einwohner Ja sagen.
Die Rigi-Bahnen profitierten von diesem globalen Wachstum, sagt Stettler. Und warnt vor dessen «toxischen Wirkung». «Wir sind jetzt mit der Charta in einer Position, in der wir miteinander sprechen können, wie man das nachhaltig entwickeln kann», sagt er. Schliesslich rechne die OECD mit 2,4 Milliarden Touristen bis im Jahr 2030.
Rigi als Selfie-Sujet
Auch Karl Bucher weiss, dass die Rigi nicht unendlich viele Touristen fassen kann. Doch eine Obergrenze lehnt er klar ab. Er denkt an seine alten Züge. Diese müssen ersetzt werden. Und das kostet.
Seit ein paar Jahren setzt man auf chinesische Gruppentouristen. Menschen, für die die Rigi keine Heimat ist, sondern oft nicht mehr als ein Selfie im Fotoalbum. Der Gästemix ist ein grosses Thema.
Aktuell geht man bei den Besuchern der Rigi von 70 Prozent Schweizern und 30 Prozent ausländischen Touristen aus. Verändert sich dieses Verhältnis zu 50:50 wird es laut Stettler problematisch.
Ein noch grösserer Stein des Anstosses sind für Stettler die Ideen für den Sendeturm. Dieser soll auch bei schlechtem Wetter mit riesigen Bildschirmen Aussicht bieten.
Es braucht noch viele Diskussionen. Dafür soll nun ein Rigi-Bergrat gegründet werden. Vieles bleibt aber unklar. Ab Januar soll die grosse Arbeit an konkreten Projekten beginnen. Freunde ist man nach wie vor nicht. Aber der Wille zur konstruktiven Zusammenarbeit zwischen der Anwohnerschaft und dem Tourismus-Gewerbe an der Rigi ist da.