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Die Schweiz bekommt neue Grenzen
Aus Echo der Zeit vom 07.11.2024. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 37 Sekunden.

Grenzverschiebungen Grenze zu Frankreich wird verschoben

Diplomatisch heikles Manöver: Der Bundesrat hat drei Grenzverschiebungen in der Region Genf zugestimmt.

Der Genfer Halbadler auf dem Grenzstein auf der Brücke über das Flüsschen Hermance ist so verwittert, dass er kaum mehr zu erkennen ist. Schon seit über 200 Jahren markiert der Stein mit dem Genfer Wappen die Grenze zwischen der Schweiz und Frankreich – seit die europäischen Grossmächte nach dem Sturz Napoleons die Schweizer Neutralität anerkannt haben.

Flussrenaturierungen verschieben die Grenze

Doch bald wird hier auf der Südseite des Genfersees die Grenze verschoben. Die Hermance wird aus ihrem Kanal befreit: Der Fluss wird renaturiert. «Dadurch verschiebt sich die Landesgrenze», sagt Markus Heilig von swisstopo, dem Bundesamt für Landestopografie: «Hier ist die Grenze definiert durch die Flussmitte. Und wenn der Fluss einen anderen Lauf nimmt, ändert sich auch die Grenze.»

Beim Fluss Foron, ganz in der Nähe, geschieht dasselbe. Nur die dritte Grenzverschiebung in der Region Genf hat einen anderen Grund. Sie ist nötig, weil eine Tramlinie verlängert wird. «Da geht es darum, dass das Trassee klar in Frankreich oder in der Schweiz zu liegen kommt», so Heilig.

Wenn es brennt, muss klar sein, welche Feuerwehr kommt.
Autor: Markus Heilig Bundesamt für Landestopografie (swisstopo)

Eindeutigkeit ist die Richtschnur bei Grenzverschiebungen. «Es kann nicht sein, dass ein Gebäude gleichzeitig in der Schweiz und in Frankreich steht», sagt Heilig. Es müsse klar sein, welche Feuerwehr kommt, wenn es brennt, wer für Baugesuche zuständig ist und wo Steuern bezahlt werden müssen.

Grenzstein zu Frankreich.
Legende: Ein Halbadler an der Route de Thonon nahe Genf markiert die Grenze zu Frankreich. (Symbolbild) Keystone/Christian Beutler

In den Alpen, vor allem an der Grenze zu Italien, sind Grenzverschiebungen laut Heilig immer öfter wegen des Klimawandels nötig. Da ist vielerorts die Wasserscheide die Grenze. Wenn diese auf einem Gletscher liegt und das Eis schmilzt, dann ist die Wasserscheide in der Regel nicht mehr an derselben Stelle.

Nur ein paar Meter, aber diplomatisch heikel

Auch wenn es bei den Verschiebungen der Schweizer Landesgrenze meist nur um ein paar Meter geht, dauern die diplomatischen Verhandlungen darüber Jahre. Das Völkerrecht sagt nämlich, dass kein Staat Land ohne Kompensation abgeben muss. Kein Land soll grösser oder kleiner werden. Es müssen Tauschflächen gefunden werden. Und das ist vor allem in besiedeltem Gebiet schwierig und politisch heikel.

Das ist auch der Grund, weshalb man beim Bundesamt für Landesvermessung nicht verraten will, wo genau in der Region Genf die Grenzen verschoben werden sollen. Bis nach dem Bundesrat auch die französische Regierung dem neuen Grenzverlauf zugestimmt habe, könne man dazu nichts sagen, sagt Heilig.

Mehr Aufregung in den Nachbarländern

Heilig beobachtet, dass Grenzverschiebungen in den Nachbarländern höhere Wellen werfen als in der Schweiz: «Im Ausland ist dieses Thema immer sehr von Interesse; in der Schweiz weniger.» Er vermutet, dass die Schweiz in Kompromissen geübter ist. Zudem habe man sich in den letzten 200 Jahren weniger Sorgen um die Landesgrenzen machen müssen, weil die Schweiz nicht in internationale Kriege verwickelt war. So gesehen ist der verwitterte Genfer Halbadler auf der Brücke über die Hermance ein Symbol der Stabilität.

Echo der Zeit, 07.11.2024, 18:00 Uhr

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