Das Wichtigste in Kürze:
- Der Bund will den erlaubten Glyphosat-Grenzwert in Oberflächengewässern erhöhen.
- Umweltschutzverbände wollen ihn hingegen beibehalten oder gar senken.
- Unterstützung erhalten sie nun vom Schweizerischen Bauernverband – allerdings aus anderen Gründen.
Das Pestizid Glyphosat wird vor allem in der Landwirtschaft und in Gärten eingesetzt, Rückstände davon sind auch in unseren Gewässern nachweisbar. Dabei stellt sich die Frage: Wie schädlich ist Glyphosat im Wasser?
Glyphosat ist im Vergleich zu vielen anderen Pestiziden – wie beispielsweise Insektiziden – für die Wasserlebewesen weniger giftig.
Nicht so sehr, sagt der Bund. Gestützt auf neuste wissenschaftliche Erkenntnisse will er den bisher zulässigen Grenzwert in Oberflächengewässern um das 3600-fache nach oben schrauben. «Glyphosat ist im Vergleich zu vielen anderen Pestiziden – wie beispielsweise Insektiziden – für die Wasserlebewesen weniger giftig», begründet Christian Leu, Sektionschef für Wasserqualität beim Bundesamt für Umwelt, die geplante Anpassung nach oben.
Anders sehen dies Umweltschutz-Organisationen: Greenpeace, Pro Natura oder der WWF fordern, die heutigen Grenzwerte für Pestizide beizubehalten oder zu senken – aber keinesfalls zu erhöhen.
Bauern und Umweltschützer ziehen am gleichen Strick
Punkto Glyphosat erhalten sie dabei Unterstützung von unerwarteter Seite – vom Schweizerischen Bauernverband. Zwar sei die vorgeschlagene Anpassung der Glyphosat-Grenzwerte fachlich und wissenschaftlich korrekt begründet, sagt Bauern-Verbandspräsident und CVP-Nationalrat Markus Ritter.
Die Angelegenheit sei politisch allerdings äusserst heikel: «Es ist nicht vermittelbar, den Grenzwert um diesen Faktor anzupassen. Hier gilt es, die Diskussion nicht nur wissenschaftlich, sondern auch mit der Bevölkerung zu führen.»
Es ist nicht vermittelbar, den Grenzwert um diesen Faktor anzupassen.
Was Ritter nicht sagt: Sollte der Grenzwert erhöht werden, könnte die Bevölkerung eventuell Sympathien für die Trinkwasser-Initiative entwickeln, worüber in absehbarer Zeit abgestimmt wird.
Diese Initiative fordert unter anderem, dass nur noch Bauern Direktzahlungen erhalten, die auf Pestizide verzichten. Dies wiederum ist nicht im Sinn des Bauernverbandes. Die Glyphosat-Diskussion geht also weiter. Ob der Grenzwert tatsächlich erhöht wird, ist hingegen noch nicht entschieden.