Flug LX 253 aus Tel Aviv ist im Landeanflug. Mit gut eineinhalb Stunden Verspätung setzt der Airbus der Swiss auf der Piste 28 auf. Direkt neben der Landebahn haben sich bereits Dutzende Bagger, Lastwagen und andere grosse Baumaschinen in Stellung gebracht. Kaum ist das letzte Flugzeug von der Piste abgerollt, beginnen die grossen Bagger erste Betonplatten aus der Piste zu schneiden.
Die Baustelle gleicht einem nachtaktiven Ameisenhaufen. Hunderte Baumaschinen und ebenso viele Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter wuseln wild auf der Piste umher. Doch es handelt sich um ein geordnetes Chaos. Alles ist perfekt orchestriert. Sind die Platten erst einmal aus dem Boden gebrochen, werden sie von zwei 90 Tonnen-Bagger aus der Piste gehoben und von riesigen Lastwagen sofort abtransportiert. Gleichzeitig reinigen Putzmaschinen Schutt und Staub wieder weg. Rund 60 Meter Piste müssen die Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter in dieser Nacht sanieren. Die Zeit ist knapp.
Bereits um 7 Uhr morgens muss die Piste wieder bereit sein. Dann soll das erste Flugzeug wieder pünktlich und sicher starten können.
Habe man früher noch tagsüber eine ganze Piste gesperrt, um den Belag zu erneuern, mache man das heute bewusst nicht mehr so, sagt Flughafen-CEO Stefan Widrig. «Politisch und rechtlich ist das heute in der Schweiz nicht mehr möglich.» Am Flughafen herrscht ein strenges Betriebsreglement. Nicht zuletzt aus lärmtechnischen Gründen könne man dieses nicht einfach für Bauarbeiten abändern, so Widrig.
Aus Beton wird Asphalt
Deshalb finden die Bauarbeiten an der Hauptstartpiste während rund 70 bis 80 Nächten statt, sodass sie den Flugbetrieb am Tag nicht beeinträchtigen. Dabei versuche man den nächtlichen Baulärm möglichst gering zu halten, sagt Hanspeter Moll, Head Airfield Maintenance am Flughafen Zürich. «Wir haben von den letzten Pistensanierungen gelernt.» So habe man unter anderem Lärmschutzwände aufgestellt, um die Anwohnerinnen und Anwohner möglichst wenig zu belasten. «Ganz vermeiden lässt sich der Lärm aber natürlich nicht», sagt Moll.
Nach 1985 muss die Piste 10/28 zum zweiten Mal erneuert werden, da sie am Ende der Nutzungsdauer angelangt ist. Ersetzt wird der Mittelstreifen durch einen Asphaltbelag. Asphalt ist zwar teurer als Beton. Dieser trocknet aber schneller und ist daher für die Sanierung bei laufendem Betrieb besser geeignet. Bis in den frühen Morgenstunden kühlt der neue Belag auf unter 80 Grad ab. So, dass die Piste um 7 Uhr wieder bereit ist für das erste Flugzeug.
Länge der Piste 10/28 | 2500 Meter |
Lebenszyklus | 30 Jahre, bereits 2015 erreicht |
Start Projekt | Januar 2016 |
Baukosten | 87,8 Millionen Franken |
Dauer Bauarbeiten | 70 bis 80 nächtliche Bauetappen, frühestens vor den Sommerferien soll ganze Piste fertig saniert sein |
Seit dem Start der Bauarbeiten Ende März habe das reibungslos geklappt, sagt Hanspeter Moll vom Flughafen Zürich. «Wir mussten die Bauarbeiten bis jetzt erst einmal wetterbedingt absagen.» Spielt das Wetter auch in den kommenden Wochen so gut mit, kann die Sanierung noch vor den Sommerferien abgeschlossen werden. Sonst wird nach den Sommerferien weitersaniert – Nacht für Nacht.