Die Churer Drogenszene sorgte in den letzten Monaten für negative Schlagzeilen. Die Verwahrlosung von Suchtkranken, die Aggressivität und die Beschaffungskriminalität haben zugenommen, bilanzierten die Churer Stadtbehörden. Ein Konsumraum für Suchtkranke soll Abhilfe schaffen, um die Situation zu verbessern.
Jetzt hat die Stadt einen Standort definiert. An der Sägenstrasse am Rand der Churer Altstadt wurde eine Liegenschaft ausgemacht, die sich als Konsumraum gut eigne, teilte die Stadt mit. Damit geht ein längerer Prozess zu Ende. Die Behörden nahmen – zusammen mit dem voraussichtlichen Betreiber, dem Verein Überlebenshilfe Graubünden – etwa 25 Standorte unter die Lupe.
Dass die Liegenschaft an der Sägenstrasse die «klar geeignetste» ist, dafür seien die Lage, Nutzfläche und die Verfügbarkeit ausschlaggebend gewesen. Bereits da ist auch die Freigabe, dass das Gebäude als Konsumraum genutzt werden darf. Noch fehlen aber einzelne Bewilligungen.
Dass die Stadt Chur jetzt einen betreuten Konsumraum schafft, basiert auf Erfahrungen aus anderen grossen und mittelgrossen Städten wie Solothurn oder Schaffhausen. Begleitete Konsumräume gibt es in der Schweiz seit mehreren Jahrzehnten. «Die Wirksamkeit von Konsumräumen ist insbesondere dann ausgewiesen, wenn sie in eine Kontakt- und Anlaufstelle mit niederschwelligen Beratungs- und Sanitätsdienstleistungen integriert sind», heisst es von der Stadt.
Wohl ab Sommer 2024 geöffnet
«Ich bin sehr erleichtert. Und erst recht, wenn wir die Türen öffnen können», sagt der zuständige Churer Stadtrat, Patrik Degiacomi, zur erfolgreichen Suche nach einer Liegenschaft.
Bis die Türen geöffnet werden können, dürfte es Sommer 2024 werden. Das Areal gehört der Stadt, die Baracken darauf wurden bis vor kurzem von einem Kulturverein genutzt, zum Beispiel als Atelier. Noch sind einige Fragen offen. Das Areal muss noch entsprechend hergerichtet werden. Die bestehende Baracke soll genutzt werden, ergänzt mit neuen Containern.
Das führt zu einer Beruhigung im ganzen öffentlichen Raum.
Die Idee ist, um eben ein niederschwelliges Angebot leisten zu können, dass auch die städtische Anlaufstelle hierhin umzieht. Das Churer Projekt wird begleitet von Julia Joos, der Suchtbeauftragten der Stadt Bern. Dort gibt es dieses Modell seit 40 Jahren. Beides, also Kontaktstelle und Konsumraum auf dem gleichen Areal, sei wichtig, sagt sie: «Einerseits brauchen die Leute einen Ort für das Konsumieren, andererseits darf es nicht auf den Konsum beschränkt sein.»
Mit weiteren Angeboten soll der neu geschaffene Ort mitten in Chur zu einer Problemlösung beitragen, um die Auswüchse, welche die sich verändernde Drogenszene mit sich bringt, in den Griff zu kriegen. «Das führt zu einer Beruhigung im ganzen öffentlichen Raum», ist Stadtrat Patrik Degiacomi überzeugt.