Mehr ist mehr: So lässt sich der Plan zusammenfassen, den die Genfer Regierung im Kampf gegen die Crackschwemme präsentiert hat. Die Droge, die diesen Sommer auch in Deutschschweizer Städten von sich Reden gemacht hat, grassiert in Genf schon länger. Der Kanton ergreift nun Massnahmen und will künftig mehr vorbeugen, mehr abschrecken, mehr umsorgen und mehr helfen.
Lage beim Bahnhof eskaliert
Die Cracksüchtigen in Genf stellen fast alle Departemente vor Herausforderungen. An der Medienkonferenz zum neuen Crack-Plan im Kanton nahmen fünf von sieben Regierungsräten teil.
Mehr Sicherheit, mehr Prävention, mehr Therapie und mehr Repression: Das meiste zusätzliche Geld dafür wird künftig im Departement von Gesundheitsminister Pierre Maudet landen. Konkret im Konsumraum Quai 9 beim Genfer Bahnhof. Die Sozialarbeiterinnen im Quai 9 waren es, die bereits vor zwei Jahren die Alarmglocken geläutet hatten.
Diesen Sommer, als das Crackproblem in der Deutschschweiz erst richtig sichtbar wurde, eskalierte im Quai 9 die Gewalt. Die Sozialarbeiter zogen die Notbremse und schlossen für eine Woche. Seitdem sind Crack-Konsumierende tagsüber nicht mehr willkommen. Dafür dürfen sie im Quai 9 schlafen. Dieses Angebot soll ausgebaut werden, denn der Zustand der Süchtigen sei wirklich bedenklich, so Maudet.
Extreme Abhängigkeit und kein Ersatz
Als «unberechenbar, ruhelos und prekär» beschreibt der Gesundheitsminister die Verfassung der Süchtigen. Es brauche mehr Schlafplätze – auch ausserhalb der Einrichtung. Der Quai 9 soll zudem ausgebaut und es sollen mehr Beschäftigungsprogramme angeboten werden.
Anders als beim Heroin gibt es beim Crack nur den kalten Entzug. Es existiert kein Ersatzprodukt. Die Droge auf Kokainbasis ist billig, also verlagern viele Süchtige ihren Konsum darauf. Crack macht extrem abhängig und sorgt dafür, dass Süchtige während Tagen weder essen noch schlafen.
Anstieg der Kleinkriminalität
In Genf ist das Problem ausgeprägt. Denn anders als in der Deutschschweiz gibt es hier Dealer-Netzwerke, die die Droge fix fertig und konsumbereit verkaufen. Das habe die gesamte Crackproblematik schon vor zwei Jahren aus den Konsumlokalen in die Quartiere gespült, erklärt Polizeidirektorin Carole-Anne Kast. Entsprechend sei die Kleinkriminalität gestiegen.
Den öffentlichen Raum wieder sicherer zu machen, habe deshalb hohe Priorität, erklärte Kast. Das Polizeikorps in Genf wird aufgestockt. Ziel sei allerdings auch, die Labors zu finden, in denen Kokain zu Crack gemischt wird, so Kast. Den Dealern in Genf soll das Leben schwerer gemacht werden. Den Süchtigen etwas leichter. Und für die Anwohnerinnen und Anwohner mindestens sicher.