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Grosse Zügelaktion Die grösste Kantonsschule der Schweiz zieht um

Weil mehrere Zürcher Gymnasien saniert werden, ziehen diese für einige Jahre auf den Campus der Universität Zürich.

Diese Bilder sind einzigartig. Ein Umzug mit hunderten Schülerinnen und Lehrern zieht durch Zürich Nord. Es ist ein Umzug im wahrsten Sinne des Wortes. Weil das Schulgebäude in Zürich-Oerlikon dringend saniert werden muss, zügelt der gesamte Schulbetrieb für drei Jahre auf den Campus Irchel der Universität Zürich. Die grosse Zügelaktion startet nächste Woche und soll bis in sieben Wochen abgeschlossen sein.

Heute, am letzten Schultag vor den Sommerferien, wird dieser Umzug symbolisch vollzogen – mit einem rund zwei Kilometer langen Fussmarsch durch Zürich Nord.

Umzug Kantonsschule Zürich Nord
Legende: Der letzte Akt vor den Sommerferien: Hunderte Schüler und Lehrerinnen begeben sich auf den rund zwei Kilometer langen Fussmarsch. Ziel ist das neue Zuhause auf dem Uni-Campus Irchel. SRF/Christoph Brunner

Und wenn das grösste Gymnasium der Schweiz mit seinen mehr als 2500 Schülerinnen und Mitarbeitern, durch die Strassen zieht, ist das eine grosse Sache. Nicht ohne Grund musste die Schule dafür auch eine Demonstrationsbewilligung bei der Stadt beantragen.

Die Stimmung unter den Schülerinnen und Schülern ist gut. Und nicht nur, weil sie bald fünf Wochen Ferien haben. Viele freuen sich auf die neuen Schulräume. «Hier in Oerlikon war alles sehr alt. Das Licht hat teilweise nicht mehr funktioniert», berichtet ein Schüler. Tatsächlich sind die Räumlichkeiten in Oerlikon in zum Teil desolatem Zustand.

Wasserleitung während Matura-Prüfung geplatzt

Die Haus- und Unterrichtstechnik sei veraltet, die Fenster nicht dicht, sagt Andreas Niklaus, der Rektor der Kantonsschule Zürich Nord.

In welchem Zustand das Gebäude ist, zeigte sich auch kürzlich bei den Matura-Prüfungen. «In einem Schulzimmer ist eine Wasserleitung geplatzt. Die Schülerinnen und Schüler mussten die Prüfung mit nassen Füssen fertig schreiben», erzählt Andreas Niklaus.

Das Gebäude muss daher dringend saniert werden. Der Umbau dauert drei Jahre und kostet über 120 Millionen Franken. In dieser Zeit werden die Schülerinnen und Schüler am neuen, temporären Standort auf dem Campus Irchel der Universität Zürich unterrichtet. Im ehemaligen Chemie-Gebäude stehen moderne Schulräume auf einer Fläche von 20'000 Quadratmetern zur Verfügung. Auch eine Mensa wurde extra eingerichtet.

Das Mobiliar für die 200 Klassenzimmer nimmt die Kantonsschule Zürich Nord vom alten Standort mit und lässt es dann gleich dort. Das Provisorium auf dem Campus Irchel bleibt nämlich noch für weitere Jahre bestehen.

Der Umzug ist Teil einer grossen «Gymi-Rochade» im Kanton Zürich. Nach der Oerliker Schule zieht auch das Gymnasium Rämibühl für drei Jahre auf den Irchel. Und anschliessend sollen auch die Kantonsschulen Enge und Freudenberg auf dem Uni-Campus unterkommen, weil deren Schulhäuser ebenfalls umgebaut werden.

Einsprache verzögert Rochade

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Ein Rekurs des Heimatschutzes bringt die Schulrochade des Kantons durcheinander. Auf dem Areal der ehemaligen Militärkaserne im Zürcher Kreis 4 soll eigentlich das Bildungszentrum für Erwachsene entstehen. Dieses verzögert sich nun wohl.

Das hat zur Konsequenz, dass das Schulhaus Riesbach, in dem das Bildungszentrum für Erwachsene derzeit untergebracht ist, wohl nicht genug früh frei wird. Dieses wäre nämlich als Standort für das Literar-Gymnasium Rämibühl vorgesehenen. Die Zürcher Bildungsdirektion muss daher nun Alternativen prüfen.

Diese Rochade stellt den Kanton Zürich vor grosse Herausforderungen. Die Zeit drängt. Denn die Schülerzahlen an den Zürcher Gymnasien dürften in den nächsten Jahren stark steigen. Bis ins Jahr 2031 rechnet die Zürcher Bildungsdirektion mit einem Zuwachs von gut 3000 Schülerinnen und Schülern. Dies entspricht einem Plus von 16 Prozent gegenüber dem laufenden Schuljahr.

Gleichzeitig würden auch die Ansprüche steigen, sagt Bildungsdirektorin Silvia Steiner. «Es braucht zum Beispiel mehr Gruppenräume, die neue Formen des Lernens ermöglichen.»

Vom Provisorium auf dem Campus der Universität Zürich auf dem Irchel ist die Zürcher Regierungsrätin begeistert. «Mein Ziel war es immer, dass die Hochschulen näher an die Mittelschulen rücken», sagt Silvia Steiner. Sie sei überzeugt, dass hier viele spannende Projekte entstehen könnten.

Regionaljournal Zürich Schaffhausen 12.7.2024, 6:31 Uhr ; 

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