Die neue Tramverbindung ins Quartier Affoltern wird für die Stadt Zürich zum Sorgenkind. Die Stadt muss sich um rund 100 Einsprachen kümmern; der Baustart wurde um zwei Jahre verschoben. Diese Verzögerung könnte Zürich teuer zu stehen kommen. Stadtrat Michael Baumer (FDP) warnt vor einer Verteuerung des Projekts in Millionenhöhe.
Baustart 2026 kann kaum eingehalten werden
Das neue «Tram Affoltern» ist für die Stadt Zürich ein Prestigeprojekt. Das Quartier im Nordwesten der Stadt ist in den letzten Jahren stark gewachsen, die Zahl der Einwohner hat sich in den letzten 15 Jahren fast verdoppelt – auf über 26'000 Menschen. Und weil das Wachstum vermutlich anhalten wird, soll eine neue Tramverbindung entstehen.
Rund vier Kilometer lang ist diese neue Tramverbindung, sie verbindet die Stationen Brunnenhof und Holzerhurd. 12'000 Personen sollen dereinst täglich das neue «Tram Affoltern» benutzen. Vorgesehen ist, dass im Jahr 2030 die ersten Trams im Einsatz sind. Geplanter Baustart: 2026.
Dieser Zeitplan rückt jedoch immer mehr in weite Ferne. Derzeit sei offen, wann das Grossprojekt realisiert werden könne, so Stadtrat Michael Baumer. Ausschlaggebend dafür sind gleich mehrere Gründe.
Nicht nur Einsprachen machen Zürich zu schaffen
Einerseits ist die Stadt derzeit damit beschäftigt, Beschwerden gegen das Projekt abzuarbeiten. Im Rahmen der öffentlichen Auflage sind insgesamt 100 Einsprachen eingegangen. Der Verkehrsclub Schweiz VCS etwa bezeichnet das neue Tram als Strassenbauprojekt, weil die Autokapazität auf der Wehntalerstrasse nicht reduziert wird. Ein Grossteil der Einsprachen betrifft aber das Thema Enteignungen.
Und andererseits gewichtet der Kanton Zürich, der finanziell am Projekt beteiligt ist, die neue Tramlinie weniger stark. Er hat die Finanzplanung für das «Tram Affoltern» um zwei Jahre zurückgestellt.
Das Projekt könnte sich um mehrere Millionen verteuern
Für die Stadt Zürich ist dies aber nicht denkbar. Stadtrat Michael Baumer sagt, dass derzeit verschiedene Modelle mit dem Kanton besprochen werden. Es gebe die Möglichkeit einer «Finanzierungsgesellschaft oder einer Vorfinanzierung durch die Stadt – mindestens von einem Teil. Da müssen wir nun Vor- und Nachteile abklären.» Die Stadt erhofft sich dadurch, wieder näher an den ursprünglichen Zeitplan zu kommen.
Nur schon durch die Teuerung wird das Ganze jedes Jahr neun Millionen Franken teurer.
Die Konsequenzen einer weiteren Verzögerung sind nämlich einschneidend. Die Kosten für das Projekt, die sich bereits auf 450 Millionen Franken belaufen, würden dadurch weiter ansteigen. Baumer sagt: «Nur schon durch die Teuerung wird das Ganze jedes Jahr neun Millionen Franken teurer.» Dazu komme die Landpreisentwicklung, aber auch die ganze Projektorganisation, die neu aufgegleist werden müsste.
Für Baumer ist deshalb eine Verzögerung des Projekts kein gangbarer Weg. Nur: Über die Gespräche mit dem Kanton schweigt sich Baumer noch aus. Der Ausgang dieser Gespräche ist deshalb so offen wie der Baustarttermin des Zürcher Prestigeprojekts.