Der Auslandschweizer Tim Guldimann hat am Sonntag überraschend seinen Rücktritt aus dem Nationalrat bekannt gegeben. Er war für die SP Zürich in der grossen Kammer. Nun folgt mit dem ehemaligen Juso-Präsident und Zürcher Kantonsrat Fabian Molina ein junger Politiker.
SRF News: Sie sitzen erst seit letztem Sommer im Zürcher Kantonsparlament – auch da sind Sie nachgerutscht. Kommt das Amt als Nationalrat etwas früh?
Fabian Molina: Ich hätte nicht damit gerechnet, dass ich nachrutsche. Aber jetzt ist es soweit. Ich habe mich sehr auf das Kantonsratsmandat gefreut und mich eingearbeitet. Der Zeitpunkt ist insofern nicht ideal. Aber so ist das in der Politik. Man kann nichts planen, und man muss sich dann manchmal relativ schnell auf eine neue Situation einstellen.
Tim Guldimann hat in seinem Rücktrittsbegründen angetönt, dass er Jungen Platz macht. Was bringen Sie als junger Politiker mit nach Bern?
Ich bringe die Perspektive einer jungen Generation mit und meine Biografie. Ich bin in einer Zeit aufgewachsen, die anders ist als die, in der Tim Guldimann aufgewachsen ist.
Wir haben heute mit sehr vielen globalen Herausforderungen zu kämpfen – mit einer steigenden sozialen Ungleichheit, mit dem Klimawandel, mit viel mehr bewaffneten Konflikten und Kriegen – und ich weiss von vielen Leuten in meinem Umfeld, dass sie anders in die Zukunft blicken, als das vielleicht eine oder zwei Generationen vor mir getan haben.
Ich finde es wichtig, dass diese Perspektiven, die Sorgen und vielleicht auch die Hoffnungen verstärkt in Bern Platz finden. Heute fehlen sie immer wieder.
Aber was für Lehren aus dieser Geschichte für die Zukunft gezogen werden müssen, das muss die SP jetzt sicher noch analysieren.
Tim Guldimann sass als Auslandschweizer im Parlament. Das war ein Experiment, das die SP Zürich ganz bewusst eingegangen ist. Bedauern Sie, dass es nicht geklappt hat?
Es hätte mich sehr gefreut, wenn Tim Guldimann die Legislatur zu Ende gemacht hätte. Aber ich verstehe seine Beweggründe natürlich. Ich glaube, es war richtig, dass die SP Zürich einmal etwas Neues versucht hat. Es hat sich gezeigt, dass es sehr schwierig ist, dieses Amt von Berlin aus auszufüllen. Es ist schwierig, so etwas im Milizsystem zu tun – sofern es das überhaupt noch gibt. Aber was für Lehren aus dieser Geschichte für die Zukunft gezogen werden müssen, das muss die SP jetzt sicher noch analysieren.
Das Gespräch führte Nicole Freudiger.