Ein bekanntes Szenario: Der langjährige Hausarzt steht kurz vor der Pensionierung, aber weit und breit steht keine Nachfolge bereit. Im Kanton Graubünden eine Situation, die in den kommenden fünf bis zehn Jahren noch zunehmen wird. Denn nach und nach kommen in nächster Zeit 50 Prozent der Hausärzte ins Pensionsalter.
Gemeinden müssen sich ins Zeug legen
Die Gemeinde Albula/Alvra beispielsweise sah sich ebenfalls mit diesem Problem konfrontiert – und fand eine Lösung: Sie nahm dem künftigen Talarzt sozusagen die Wohnungssuche ab. «Wir haben Anreize geschaffen, indem wir Wohnmöglichkeiten zur Verfügung gestellt haben. Wir haben Bauland gesucht und auch Hauseigentümer angefragt, die gewillt waren, ihre Liegenschaften zu verkaufen», sagt Gemeindepräsident Daniel Albertin.
Wir haben Anreize geschaffen, indem wir Wohnmöglichkeiten zur Verfügung gestellt haben.
Die Gemeinde machte dem neuen Hausarzt zudem weitere Praxisräumlichkeiten im Nachbardorf schmackhaft. So kann der künftige Hausarzt nicht nur in Alvaneu arbeiten, sondern könnte auf Wunsch auch noch im zehn Kilometer entfernten Tiefencastel Räumlichkeiten nutzen.
Die Abwanderung aufhalten
Auch in Vella im Bündner Oberlandhat sich die Gemeinde von sich aus ins Zeug gelegt, um nicht in eine Notlage zu geraten. Fünf Millionen Franken hat die Gemeinde in die Hand genommen und baut nun im Dorfkern ein neues Haus mit Praxis, Physiotherapie und einem Dorfladen. Anreiz genug für einen jungen Arzt, die Hausarztstelle in Vella zu übernehmen.
Ein Hausarzt im Tal sei wichtig, der Weg ins nächstgrössere Zentrum zu lange, sagt Gemeindepräsident Duri Blumenthal. «Schlussendlich geht es um die Attraktivität der Gemeinde; es ist ein Zeichen, dass wir an die Gemeinde glauben und vielleicht auch Auswärtige dazu bewegen können, dass sie zu uns wohnen kommen.»