Über fünfzig Namen stehen auf der Warteliste der Villa Sabberlatz in Bern - und jeden Tag kommen neue Namen dazu. «Schon vor Corona lief das Geschäft gut. Aber seit die Homeoffice-Pflicht aufgehoben wurde, werden wir mit Anfragen überflutet», sagt Lara von Aesch. Die ausgebildete Tierpflegerin betreibt seit 2018 eine der sieben Hundetagesstätten in der Stadt Bern.
David Horn von der Hundetagi in Zürich bestätigt: «Seit dem Hundeboom während Corona haben die Anfragen deutlich zugenommen.» Bei ihm müssen Interessierte bis zu zwei Monate auf einen Probetag für ihren Hund warten.
Anders als die meisten anderen Hundetagesstätten hat David Horn noch freie Plätze, wenn auch nur wenige. Denn der Hundehort ist gleichzeitig auch ein soziales Projekt und hilft Menschen bei der Integration in die Gesellschaft und die Arbeitswelt: «Darum sind wir besonders wählerisch, die meisten Hunde erfüllen die hohen Ansprüche nicht und werden nach einem Probetag abgelehnt.»
Nicht jeder Hund ist für den Hort geeignet
Der Schweizer Tierschutz STS beobachtet die steigende Nachfrage nach Betreuungsplätzen kritisch. «Viele haben sich in der Coronazeit unüberlegt Hunde angeschafft», sagt Lucia Oeschger, «und jetzt merken sie, dass sie eigentlich keine Zeit haben.»
Es ist besser ein seriöses Betreuungsangebot zu suchen, als den Hund tagsüber alleine lassen.
Grundsätzlich sei aber nichts gegen externe Hundebetreuung einzuwenden. Die Bedingung: Der Hund kommt mit der Situation klar und ist nicht gestresst. «Es ist besser, ein seriöses Betreuungsangebot zu suchen, als den Hund tagsüber alleine zu lassen», so Oeschger.
Sorgfältige Abklärung nötig
Eine seriöse Betreuungsmöglichkeit zu finden, ist im Dschungel der Angebote allerdings nicht immer einfach. «Momentan läuft vieles über Kleinanzeigeplattformen», sagt Lucia Oeschger. «Eine sorgfältige Abklärung ist unbedingt nötig, bevor man seinen Hund in fremde Hände gibt.»
Die Expertin empfiehlt, sich das Angebot vorgängig vor Ort anzuschauen und Probetage zu vereinbaren: «Nur so weiss man, ob es für alle Beteiligten passt.» Ausserdem sei es zentral, dass die Anbieter über die nötigen Fachkenntnisse verfügen: «Hundehalterinnen und Hundehalter sollten nach den entsprechenden Dokumenten fragen.»
Die Mehrheit der Angebote auf Kleinanzeigeplattformen sind von Privatpersonen. Studierende, Pensionierte und ehemalige Hundehalterinnen bieten dort Spazierdienste und Hundesitting an. Solche Angebote lösen bei Hundetrainerin Ursina Ammann Unbehagen aus. Ihr Hundezentrum in Wiler bei Utzenstorf BE vereint eine Hundeschule, -pension und -tagesstätte.
Nur weil man mit einem Golden Retriever aufgewachsen ist, ist man noch kein Hundeexperte.
«Fachwissen ist für die Qualität zentral», ist Ursina Ammann überzeugt. Nur so könne eine gute und hundgerechte Betreuung gewährleistet werden: «Nur weil man Hunde mag oder mit einem Golden Retriever aufgewachsen ist, ist man noch kein Experte.» Der Schweizer Tierschutz empfiehlt denn auch, bei kleineren Angeboten nach dem Sachkundenachweis zu fragen: «Das garantiert zumindest Basiskenntnisse», so Lucia Oeschger.
Die Nachfrage nach Betreuungsmöglichkeiten für Hunde wird so schnell nicht abreissen. Da sind sich alle einig, auch in der Villa Sabberlatz in Bern. Lara von Aesch plant darum, ihr Angebot zu vergrössern, «damit die Warteliste etwas kürzer wird und die Hunde längerfristig nicht im Tierheim landen, sondern bei Herrchen und Frauchen bleiben können.»