Nun ist klar: Auch das Basler Kunstmuseum ist im Besitz eines Werks, das in der Nazi-Zeit zwangsweise entzogen wurde. Es handelt sich um einen Druck, der vor rund drei Jahren den Weg über eine Schenkung ins Kunstmuseum gefunden hat. Der Druck aus dem Mittelalter zeigt den biblischen Kampf des Erzengels Michael mit einem Drachen.
Werk bleibt in Kunstmuseum Basel
Dass es Zweifel gibt an der Herkunft des Bildes, zeigte sich nach eingehenden Recherchen, die das Museum kurz nach der Schenkung im Jahr 2019 eingeleitet hat. Die Forschungen ergaben: Ursprünglich gehörte das Werk dem jüdischen Sammler Victor Mordechai Goldschmidt aus Heidelberg. Dies belegt ein Stempel auf der Rückseite des Drucks.
Goldschmidt übertrug den Druck 1933 an eine Stiftung. Nach der Machtübernahme Hitlers wurde ein grosser Teil der Bestände verkauft, auch der Druck aus dem Mittelalter. 1942 wählte Leontine Goldschmidt, die Witwe des ursprünglichen Besitzers, vor ihrer Deportation ins Konzentrationslager Theresienstadt den Freitod.
«Es ist nachgewiesen, dass der Verkauf des Drucks aus den Sammlungsbeständen der Stiftung nicht dem Willen von Victor und Leontine Goldschmidt entsprach», hiess es an einer Medienkonferenz am Donnerstag in Basel. Für das Kunstmuseum war deshalb bald klar: Das Werk gehört der Stiftung, es bleibt aber in Basel: Die von Portheim-Stiftung überlässt dem Kunstmuseum den Druck als Dauerleihgabe.
Rückgabe von Aborigines-Schädel als «Versöhnungszeichen»
Im Zuge der sogenannten Provenienzforschung stiessen Experten auch am Naturhistorischen Museum Basel auf Bestände mit einer zweifelhaften Herkunft: zwölf Schädel und eine Haarprobe von Aborigines, den Ureinwohnern Australiens.
Die Basler Regierung hat entschieden, dass diese Gegenstände zurück in ihre Heimat gelangen. Der Regierungsrat komme damit einem Gesuch Australiens nach, hiess es am Donnerstag. «Die australische Regierung wertet die Rückführung als wichtiges Versöhnungszeichen an die indigene Bevölkerung.»
Die Herkunftsforschung an den Basler Museen ist mit diesen Funden jedoch noch nicht abgeschlossen, betonte Regierungspräsident Beat Jans vor den Medien. Die Erforschung der Herkunft von Objekten oder Sammlungsbeständen sei in den fünf kantonalen Museen Basels ein unverzichtbarer Bestandteil der Museumsarbeit.
«Es geht darum, Schritt für Schritt Klarheit über die Herkunft unserer Sammlungen zu gewinnen und die Forschungsergebnisse transparent zu kommunizieren», so Jans. Dafür will die Regierung auch Geld in die Hand nehmen: Ab 2023 sind im Budget des Kantons 250'000 Franken für Provenienzforschung eingeplant.