Wenn ein Museum eine Sammlung erwirbt oder geschenkt erhält, ist das Segen und Fluch zugleich. Im Fall des Konservenherstellers Hero Lenzburg hat das lokale Museum Burghalde vor 15 Jahren Tausende von Objekten erhalten. Allerdings muss diese Objekte, wie Büchsen, Etiketten, Konfitürengläser und vielens mehr, jemand sichten, analysieren, sortieren und digital festhalten. Eine Fleissarbeit, die der Nachwelt, aber zum Beispiel auch Film- und Aussstellungsverantwortlichen, einiges bringen soll.
Solche Inventarisierungsprojekte laufen momentan in den Kantonen Aargau, Basel-Landschaft, Bern und Solothurn. Sie betreiben seit Herbst ein gemeinsames Kulturgüterprojekt zur Erfassung und Veröffentlichung von Sammlungsbeständen, unter dem Dach eines Trägervereins. Ihr Ziel ist es, die enorme Menge an Kulturschätzen aus den Hunderten Schweizer Museen digital zugänglich zu machen.
Logik ins Durcheinander bringen
Im Schweizer Museumsverband sind über 1100 Museen dabei. Bis alle ihre Sammlungen digital zur Verfügung stellen können, dauert es. Die Arbeit ist immens, zeigt ein Augenschein im Lenzburger Museum Burghalde. Es ist eines von rund hundert Aargauer Museen und gilt als einziges Ikonenmuseum der Schweiz, mit Ikonen vom 16. bis 19. Jahrhundert. Zusätzlich gibt es Wechselausstellungen.
Vor 15 Jahren hat das Lenzburger Museum viele historische Objekte der Firma Hero übernommen, ein grosses Durcheinander, das nun geordnet werden muss.
Damit die Geschichte der Büchsenravioli und Büchsenrösti nicht vergessen geht, inventarisiert Irène Fiechter, Sammlungsverantwortliche im Museum Burghalde, Objekte, die in einem der Depots lagern. Sie kämpft sich durch lose Fotografien, Etiketten, Werbematerial, Auftragsbücher und Dosen. «Diese Schublade hier ist von unten bis oben mit handgemalten Plakaten gefüllt. Je moderner, desto weniger handgemalt waren die Plakate in der Geschichte der Hero».
Auf dem einen Plakat wird Werbung für Hero-Erbsen in der Dose gemacht. Am Radio warb Hero damals mit einem Spot, in dem der Ehemann erklärt, wie begeistert er nach anfänglicher Skepsis von den leckeren Hero-Gourmet-Erbsen war.
Nicht nur Plakate finden sich in der Hero-Sammlung, die das Museum Burghalde sortiert und digitalisiert. Auch gefüllte Dosen sind noch samt Inhalt erhalten. «Essen kann man das nicht mehr. Aber mein Lieblingsobjekt ist die Rösti in der Dose, die Hero erfunden hat», erklärt Irène Fiechter.
Für Fiechter ist Ordnung in der immensen Sammlung wichtig, auch damit das Museum eine Hero-Ausstellung zusammenstellen kann. Ein digitales Inventar helfe aber immer dann, wenn man gezielt nach etwas suche.
«Es ist endlos»
Es kämen ab und zu Anfragen von Filmregisseuren, die eine spezielle Hero-Dose suchen, für historische Filme, erklärt Fiechter. Per Computer-Suche gelange sie rasch ans richtige Objekt. Aktuell werden im Museums-Depot Dosen- und Konfitüren-Etiketten gescannt und inventarisiert. «Das ist fast endlos. Wenn wir Glück haben, ist neben der Etikette eine Jahreszahl notiert, wenn wir Pech haben, müssen wir recherchieren».
Etiketten kann man scannen, Ravioli-Dosen und Werbestellwände müssen fotografiert werden. Das kleine Lenzburger Museum hat total drei Vollzeitstellen. Darin ist auch das Pensum für den Hauswart enthalten. Dieses kleine Team muss nebem dem laufenden Betrieb auch die Hero-Sammlung und andere Sammlungen ordnen und digitalisieren. Sicher ist: Die Arbeit geht dem Museum Burghalde und mit ihm den vielen anderen Museen in der Schweiz nicht so schnell aus.