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Armasuisse: Ideenwettbewerb zur Munitionsbergung in Seen
Aus 10 vor 10 vom 11.10.2024.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 33 Sekunden.

Historische Abklärungen In mindestens 26 Schweizer Seen liegt Armee-Munition

Das Bundesamt für Rüstung hat einen Ideenwettbewerb gestartet, wie die Tausenden Tonnen entsorgter Armee-Munition aus den Seen geborgen werden könnten. Es wurde regelrecht mit Vorschlägen überschwemmt.

In Dutzenden Schweizer Seen schlummert tief auf dem Grund eine Altlast: Mindestens 26 Seen sind betroffen, wie eine Auswertung von SRF basierend auf einer historischen Abklärung des Verteidigungsdepartements zeigt. Das sind mehr, als der breiteren Öffentlichkeit bislang bekannt war.

Die Munitionsfabriken und die Armee haben seit dem Zweiten Weltkrieg Tausende Tonnen von Munition versenkt. Kistenweise wurde die Munition über Bord geworfen. Über Jahrzehnte war dies eine gängige Entsorgungsmethode für überzählige oder fehlerhafte Munition. Tief unter dem Wasser würden die Granaten keinen Schaden anrichten, so der Gedanke damals.

Viele Seen wurden auch als Schiessplatz genutzt. In den Neuenburgersee warfen Kampfjets noch bis vor drei Jahren Übungsmunition ab. Die Bomben liegen nur wenige Meter unter der Wasseroberfläche.

Kaum eine Gefahr am Seegrund

Eine unmittelbare Gefahr für Mensch und Umwelt gehe von der Munition in den Seen nicht aus, sagt Jörg Mathieu, Spezialist für Explosivstoffe beim Bundesamt für Rüstung. «Das Schadstoffpotential ist eigentlich sehr hoch», erklärt Mathieu. Aber die Gefahr, dass Schadstoffe freigesetzt würden, sei klein. Denn die Munition sei im Schlick des Seegrunds wie eingekapselt.

«Darum haben wir bis jetzt gesagt, es ist besser, die Munition im See zu lassen», sagt Jörg Mathieu. Bei einer Bergung könnten viele Schadstoffe aufgewirbelt werden und das Ökosystem der Seen beschädigen.

Bund wurde mit Ideen überschwemmt

Doch die Experten wollen nun dennoch klären, wie und ob die Munition geborgen werden könnte. Bisher fehlt eine technische Lösung. Im August hat das Bundesamt für Rüstung einen ungewöhnlichen Ideenwettbewerb zur Bergung der Munition lanciert und ein Preisgeld von 50‘000 Schweizer Franken ausgeschrieben.

Einschätzung von Bundeshausredaktor Andy Müller

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«Seit Jahren kommt aus dem Parlament regelmässig die Forderung, der Bund müsse das Problem der Tausenden von Tonnen Munition in den Seen endlich angehen und die Altlast beseitigen. Doch bisher sind die Experten des Bundes jedes Mal zum Schluss gekommen, dass die Bergung der Munition Mensch und Umwelt stärker belastet, als wenn man die Munition einfach am Seegrund liegen lässt. Zwar will das Bundesamt für Rüstung nun mit diesem ungewöhnlichen Ideenwettbewerb noch einmal klären, ob es nicht doch schonende und innovative Methoden zur Bergung der Munition geben würde. Aber es ist gut möglich, dass man auch nach dieser erneuten Prüfung wieder zum gleichen Schluss kommen wird: Die Munition auf dem Seegrund ruhen zu lassen ist die sicherste Methode. Eine Bergung könnte vor allem auch an den Finanzen scheitern. Die Experten des Bundes rechnen mit Kosten von mehreren Milliarden.»

Sie seien mit Ideen regelrecht überschwemmt worden, erklärt Jörg Mathieu. Ein Mitarbeiter habe tagelang Mails mit Vorschlägen, auch aus der breiten Bevölkerung, bearbeitet.

Ausgefallene Vorschläge

Auch eher fragwürdige Ideen seien eingegangen. «Jemand schlug vor, Delfine und Seelöwen zur Bergung einzusetzen», sagt Jörg Mathieu. Im Februar 2025 endet die Frist für die Einreichung von Ideen. Die interessantesten Vorschläge werden dann vertieft geprüft. Die drei besten Ideen sollen dann im April des nächsten Jahres ausgezeichnet werden.

Zwei Männer entsorgen Kisten mit Obst ins Wasser von einem Boot aus.
Legende: Bis in die 1960er-Jahre wurde Munition entsorgt, indem es in die Seen versenkt wurde – wie hier ca. 1948 in den Thunersee. VBS/DDPS

Es ist allerdings nicht vorgesehen, dass die Ideen danach unmittelbar in die Umsetzung gehen. Die Spezialisten werden noch vertieft abklären müssen, ob die Bergung das Ökosystem der Seen nicht beschädigen würde.

10vor10, 11.10.2024, 21:50 Uhr;kobt

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