In Dutzenden Schweizer Seen schlummert tief auf dem Grund eine Altlast: Mindestens 26 Seen sind betroffen, wie eine Auswertung von SRF basierend auf einer historischen Abklärung des Verteidigungsdepartements zeigt. Das sind mehr, als der breiteren Öffentlichkeit bislang bekannt war.
Die Munitionsfabriken und die Armee haben seit dem Zweiten Weltkrieg Tausende Tonnen von Munition versenkt. Kistenweise wurde die Munition über Bord geworfen. Über Jahrzehnte war dies eine gängige Entsorgungsmethode für überzählige oder fehlerhafte Munition. Tief unter dem Wasser würden die Granaten keinen Schaden anrichten, so der Gedanke damals.
Viele Seen wurden auch als Schiessplatz genutzt. In den Neuenburgersee warfen Kampfjets noch bis vor drei Jahren Übungsmunition ab. Die Bomben liegen nur wenige Meter unter der Wasseroberfläche.
Kaum eine Gefahr am Seegrund
Eine unmittelbare Gefahr für Mensch und Umwelt gehe von der Munition in den Seen nicht aus, sagt Jörg Mathieu, Spezialist für Explosivstoffe beim Bundesamt für Rüstung. «Das Schadstoffpotential ist eigentlich sehr hoch», erklärt Mathieu. Aber die Gefahr, dass Schadstoffe freigesetzt würden, sei klein. Denn die Munition sei im Schlick des Seegrunds wie eingekapselt.
«Darum haben wir bis jetzt gesagt, es ist besser, die Munition im See zu lassen», sagt Jörg Mathieu. Bei einer Bergung könnten viele Schadstoffe aufgewirbelt werden und das Ökosystem der Seen beschädigen.
Bund wurde mit Ideen überschwemmt
Doch die Experten wollen nun dennoch klären, wie und ob die Munition geborgen werden könnte. Bisher fehlt eine technische Lösung. Im August hat das Bundesamt für Rüstung einen ungewöhnlichen Ideenwettbewerb zur Bergung der Munition lanciert und ein Preisgeld von 50‘000 Schweizer Franken ausgeschrieben.
Sie seien mit Ideen regelrecht überschwemmt worden, erklärt Jörg Mathieu. Ein Mitarbeiter habe tagelang Mails mit Vorschlägen, auch aus der breiten Bevölkerung, bearbeitet.
Ausgefallene Vorschläge
Auch eher fragwürdige Ideen seien eingegangen. «Jemand schlug vor, Delfine und Seelöwen zur Bergung einzusetzen», sagt Jörg Mathieu. Im Februar 2025 endet die Frist für die Einreichung von Ideen. Die interessantesten Vorschläge werden dann vertieft geprüft. Die drei besten Ideen sollen dann im April des nächsten Jahres ausgezeichnet werden.
Es ist allerdings nicht vorgesehen, dass die Ideen danach unmittelbar in die Umsetzung gehen. Die Spezialisten werden noch vertieft abklären müssen, ob die Bergung das Ökosystem der Seen nicht beschädigen würde.