Die Schweizer Seen laden gerade zum Baden ein. Man ist hierzulande stolz auf die Sauberkeit des Wassers. Doch auf dem Grund einiger Schweizer Seen sieht es anders aus: Die Armee hat in der Vergangenheit Tausende Tonnen Munition in Schweizer Seen gekippt und so entsorgt.
Preisgeld von 50'000 Franken
Nun will der Bund das Problem anpacken. Mit einem heute lancierten Wettbewerb sucht das Bundesamt für Rüstung Armasuisse nach Ideen, wie die Munition geborgen und ohne Gefahren entsorgt werden könnte. Dafür wurde ein Preisgeld von 50'000 Franken ausgeschrieben. Ein aussergewöhnliches Vorgehen für den Bund.
«Natürlich besteht ein Explosionsrisiko, wenn man die Munition birgt», erklärt Konstantin von Gunten, wissenschaftlicher Projektleiter beim Bundesamt für Rüstung. «Die Sichtverhältnisse sind schlecht und wir haben mit grossen Tiefen zu arbeiten von 150 Meter und zum Teil noch tiefer». Es gibt also noch kein Patentrezept, wie die Munition aus den Schweizer Seen geholt werden könnte.
Bombenabwürfe in den Neuenburgersee
Den Neuenburgersee nutzte die Armee sogar als Fliegerschiessplatz seit den 1930er Jahren. Kampfjets warfen Übungsmunition in den See ab. Erst 2021 wurden diese Trainings gestoppt.
Die Bomben liegen teilweise wenige Meter unter Wasser. Die Befürchtung von Naturschutzorganisationen: Das Metall der Bomben könnte das Wasser längerfristig verschmutzen.
In einigen Schweizer Seen wurden grosse Mengen an Munition entsorgt:
Neuenburgersee | 4500 Tonnen |
Thunersee | 4600 Tonnen |
Vierwaldstättersee | 3300 Tonnen |
Brienzersee | 280 Tonnen |
2012 entschied der Bund, auf eine Bergung der Munition zu verzichten, weil die Granaten unter Wasser für Mensch und Umwelt keine Gefährdung darstellten. Aber auch, weil die Bergung zu teuer und zu gefährlich sei. Doch in den letzten Jahren hat ein Umdenken stattgefunden. Auch aus der Politik kommt zunehmend die Forderung, das Problem der Munition in den Seen endlich anzugehen.
Experte begrüsst Entscheid
Der Geologe Marcos Buser engagiert sich seit 40 Jahren für die Beseitigung der Schweizer Altlasten. Er war unter anderem in der Kommission für nukleare Sicherheit engagiert und begrüsst den lancierten Ideenwettbewerb. «Heute greift man sich an den Kopf und sagt, wie ist das möglich gewesen, solche Materialien in den See zu kippen», sagt Buser. «Was jetzt fehlt, sind die ganzen Bergungstechniken». Man müsse jetzt Ideen entwickeln, wie man die Munition gefahrlos bergen könne.
Der Ideenwettbewerb des Bundesamtes für Rüstung läuft bis im Februar. Danach will der Bund entscheiden, ob und wie die Munition aus den Schweizer Seen geholt werden kann. Eine Hürde werden wohl die Kosten sein. Die Bergung der Munition dürfte Milliarden verschlingen.