St. Moritz ist heute ein Hotspot für Schöne und Reiche, für Wintersport und für die Natur. Früher zog der Ort im Engadin vor allem wegen des Heilwassers Menschen an. Aus dieser Zeit stammt ein Relikt, um welches Archäologen bangen: Eine Quellfassung aus der Bronzezeit – über 3400 Jahre alt. Sie wurde wegen des Hochwassers am vergangenen Wochenende beschädigt.
Es ist ein national bedeutendes Monument und birgt viele Informationen.
Normalerweise steht das Relikt im Trockenen, im Museum «Forum Paracelsus». Doch das Gebäude in St. Moritz Bad wurde von den Unwettern der letzten Tage und Wochen nicht verschont. So auch das Herzstück: die Mauritius-Quellfassung. In den vergangenen Tagen konnte das Wasser abfliessen. Inzwischen kümmern sich der Zivilschutz und Archäologen um die historischen Überreste.
Thomas Reitmaier, Kantonsarchäologe in Graubünden, weiss ob der Bedeutung des bronzezeitlichen Relikts: «Diese Quellfassung ist das älteste erhaltene Holzobjekt bei uns im Alpenraum. Es ist ein national bedeutendes Monument und birgt viele Informationen. Es ist die Keimzelle des Bädertourismus von St. Moritz, ein ganz spannendes Objekt mit viel Aura.»
Die beiden Holzröhren, ausgehöhlte Lärchenstämme, sind nass und teils verschlammt. Die Archäologen müssen nun alles demontieren, um es reinigen zu können. «Die Gefahr ist, dass das Holz schimmelt, wenn es nicht rasch trocknet. Gleichzeitig darf das Holz nicht zu schnell trocknen. Wenn das Wasser verdunstet, bekommt das Holz möglicherweise Schwundrisse», erklärt Reitmaier.
Er gehe aber davon aus, dass dies nicht passiert. Das Holz sei sehr stabil. «Wir hatten sicher Glück im Unglück und kommen mit einem blauen Auge davon», so der Kantonsarchäologe weiter. Es sei nun vor allem wichtig, bei den Arbeiten keine Folgeschäden zu produzieren.
Hilfe vom Zivilschutz
Der Archäologische Dienst Graubünden stellte am Montag die Anfrage an den Kulturgüterschutz (KGS) auf Unterstützung. Mit Sorgfalt tragen sechs Angehörige des Zivilschutzes die Einzelteile der Quellfassung aus dem Raum und legen die demontierten Holzbalken und Latten auf eine Plastikplane, damit sie von den Archäologen dokumentiert werden können.
Claudio Cugnach, Kommandant des KGS beim Bündner Zivilschutz: «Es ist wichtig, dass die Gegenstände noch weiter gebraucht werden können.» Die Mauritius-Quellfassung hat die Zivilschützer ob ihrer Bedeutung etwas überrascht: «Das Relikt ist einer der ältesten Gegenstände, die wir in Graubünden haben. Das war uns anfangs gar nicht so bewusst», sagt Kommandant Cugnach. Es sei ein sehr spezieller Einsatz für seine Leute.
Wann die historische Quellfassung wieder den Museumsbesucherinnen und -besuchern präsentiert werden kann, ist im Moment noch offen. «Es dürfte aber ein paar Wochen dauern, bis mit dem Holz wieder alles in Ordnung ist», sagt Kantonsarchäologe Thomas Reitmaier. Hinzu kommen die Fragen, ob auch die Hochwasserschäden im Ausstellungsraum beseitigt werden können und wie der Hochwasserschutz in Zukunft aussieht.