Vor allem für ältere und kranke Menschen sind hohe Temperaturen ein Gesundheitsrisiko. Dass die Hitze zum Gesundheitsrisiko wird, dürfte häufiger werden, wenn der Klimaerwandel fortschreitet.
Damiano Urbinello ist Epidemiologe beim Bundesamt für Gesundheit (BAG). Er hat sich mit den möglichen gesundheitlichen Risiken von höheren Temperaturen in der Schweiz befasst.
SRF News: Sind denn für den Menschen Hitzewellen gefährlich oder birgt die Klimaerwärmung übers ganze Jahr eine Gefahr?
Damiano Urbinello: Hitzewellen haben einen direkten Effekt. Studien haben gezeigt, dass bereits ein bis zwei Hitzetage über 30 Grad Celsius ein Gesundheitsrisiko darstellen können. Aber auch der Klimawandel kann Auswirkungen auf die Gesundheit haben.
Welche gesundheitlichen Gefahren bringt denn der Klimawandel mit sich?
Mit dem Klimawandel besteht die Gefahr, dass sich neue Gefahren etablieren können, wie etwa die Verbreitung der asiatischen Tigermücke, die neue Infektionskrankheiten verbreiten kann.
Geht es da nur um neue Krankheiten?
Es kann durchaus sein, dass sich bestehende Krankheiten, etwa die von Zecken übertragenen Infektionskrankheiten wie die Frühsommer-Meningoenzephalitis oder Borreliose mit den klimatischen Veränderungen in der Schweiz ausbreiten werden.
Auch gewisse Pflanzen profitieren vom Klimawandel und können sich ausbreiten. Was bedeutet das für Allergiker?
Für Allergiker sind das schlechte Nachrichten, weil sich mit der Zunahme der Durchschnittstemperatur die Pollensaison verlängert. Zudem können neue Allergene in den Pollen von eingeschleppten Pflanzen auftreten.
Wird auch an städtebauliche oder architektonische Massnahmen gedacht?
Der Effekt von mehr Grünflächen in Städten wird in der Städteplanung bereits berücksichtigt. Im Rahmen eines Pilotprogramms des Bundesamts für Umwelt (Bafu) gab es ein Projekt in Sitten, wo städtebauliche Massnahmen ergriffen wurden, um die urbane Hitze in den Städten etwas zu reduzieren. Dazu wurden grüne Flächen angepflanzt, oder Parkplätze unterirdisch verlagert, oder auch ein Bach durch die Stadt geführt.