Die Hochwasserkatastrophe 2005 steckt vielen Menschen im Kanton Obwalden nach wie vor in den Knochen. Sarnen wurde damals besonders stark getroffen. Der ganze Dorfkern stand unter Wasser. Rund um den Sarnersee entstanden Schäden in der Höhe von 250 Millionen Franken.
Der Ruf nach Schutz ist bis heute gross. Nun ist ein Meilenstein geschafft. Einer, der lange auf sich warten liess. Genauer gesagt: 17 1/2 Jahre lang. Am Mittwoch, kurz nach 10 Uhr durchbrachen die Tunnelbauer die letzten Zentimeter Stein des 6.5 Kilometer langen Entlastungsstollens zwischen Sachseln und Alpnach. Der Jubel war gross.
Somit ist der Weg frei für mehr Sicherheit bei Hochwasser im Sarneraatal. Der Stollen kann künftig Wasser aus dem Sarnersee aufnehmen und ableiten. Das führt zu einer Entlastung für die Gemeinden im Sarneraatal – vor allem für den Hauptort Sarnen.
2005: Sarnen unter Wasser
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Bild 1 von 3. Das Hochwasser 2005 traf den Obwaldner Hauptort stark. Bildquelle: Keystone/ Urs Flüeler.
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Bild 2 von 3. Zu Fuss gab es in Sarnen kein Durchkommen mehr. Bildquelle: Keystone/ Urs Flüeler.
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Bild 3 von 3. Der Schaden war immens: Das Wasser fand seinen Weg durch alle Quartiere. Bildquelle: Keystone/Alessandro Della Valle .
Dass man in Obwalden nun endlich mit dem Hochwasserschutz einen grossen Schritt weiter ist, freut Baudirektor Josef Hess: «Der Entlastungsstollen ist das Herzstück des künftigen Hochwasserschutzes im Sarneraatal». Er selbst ist heute mit den Mineuren nach dem Durchschlag durch das Loch gekrochen. «Das war eine rechte Turnübung», schmunzelte er danach.
Der grosse Tag des Durchbruchs
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Bild 1 von 2. Der Bohrkopf schlägt durch den Fels: Für die Obwaldner Bevölkerung ist der Durchschlag ein wichtiger Moment. Bildquelle: Keystone/ Urs Flüeler.
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Bild 2 von 2. Ihr Werk ist vollbracht: Insgesamt waren bis zu 50 Mineure pro Tag im Tunnel am Werk. Bildquelle: Keystone/ Urs Flüeler.
Doch bei aller Freude: Die Reise bis zum heutigen Tag des Durchschlags war mühsam. Die Bohrungen dauerten länger als geplant. Es lief harzig, gesteht Josef Hess: «Die Mineure haben 27 Monate in diesem Berg gearbeitet. Sie haben dem Wasser, den Gesteinseinbrüchen und den harten Stellen im Felsen getrotzt».
Einer von ihnen ist Justin Bub aus dem Elsass. «Alle sind froh. Es ist eine grosse Erleichterung, dass es das ganze Team zusammen geschafft hat, ohne grössere Unfälle.»
Stollen wird massiv teurer
Unerwartete Wassereinbrüche und instabile Wände und Decken sind nur einige der bösen Überraschungen, die der Fels bereithielt. Mehrere Wochen mussten die Arbeiten am Stollen unterbrochen werden. Die Kosten schossen in die Höhe. Statt 115 Millionen Franken kostet der Hochwasserstollen 180 Millionen Franken.
Zähe Arbeiten
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Bild 1 von 3. Der Bohrkopf der Tunnelbaumaschine. Er bohrte sich 27 Monate lang durchs Gestein. Bildquelle: Amt für Wald und Landwirtschaft Kanton Obwalden.
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Bild 2 von 3. Instabile Wände machten die Arbeiten im Tunnel kompliziert: Damit der Tunnel hält, wurden 1400 Stahlbögen eingebaut. Gerechnet hatte man mit 50. Bildquelle: Amt für Wald und Landwirtschaft Kanton Obwalden.
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Bild 3 von 3. Bei den Arbeiten kämpfte man gegen Wassereinbrüche. An gewissen Orten drang die achtfache Wassermenge in den Entlastungstunnel. Bildquelle: Marti Tunnel AG.
Finanziert wird das Jahrhundert-Hochwasserprojekt über eine Zwecksteuer. Wegen der Verteuerung muss diese vier Jahre länger, voraussichtlich bis ins Jahr 2031, erhoben werden.
Der Obwaldner Baudirektor Josef Hess ist überzeugt, dass man mit dem Durchschlag nun die grössten geologischen Risiken hinter sich gelassen hat.
Allerdings: Noch ist der Stollen nicht betriebsbereit. Er wird nun ausbetoniert, und die Ein – und Auslaufwerke werden erstellt. 2026 soll er dann definitiv bereit sein. Drei Jahre später als ursprünglich geplant.