Worum geht es? Der Gornergrat oberhalb Zermatt ist ein Magnet für Touristinnen und Touristen aus aller Welt. Bis zu 3000 Personen steigen pro Tag bei der Bahnstation Rotenboden auf 2800 Meter über Meer aus und wandern von dort los. Ein paar hundert Meter weiter unten liegt nämlich der Riffelsee, in dem sich das Matterhorn spiegelt und der die Herzen der Influencer höher schlagen lässt. Doch es gibt Handlungsbedarf.
Was ist das Problem? In den letzten Jahren sind Touristenscharen über die Matten gelaufen und haben die Pflanzen und Blumen auf dem Rotenboden zertrampelt. «Die Leute machen das nicht böswillig. Sie merken einfach nicht, dass sie auf die Pflanzen stehen», sagt Adrian Möhl, Projektleiter des Alpingartens. Der Boden erodierte zusehends, die Vegetation litt. Das beunruhigte die Botanikerinnen und Botaniker: Denn am Hang wachsen trotz der Höhe viele, zum Teil seltene Pflanzen und Blumen – wie zum Beispiel das rundblättrige Täschelkraut, das im Wallis nur an ganz wenigen Stellen gedeiht.
Tourismusmagnet mit Schattenseiten
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Bild 1 von 2. Touristen aus aller Welt laufen Richtung Riffelsee – markierte Wege im Alpingarten schützten seit diesem Sommer die Flora. Bildquelle: SRF/Ruth Seeholzer.
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Bild 2 von 2. Bis zu 3000 Menschen pilgern im Sommer täglich vom Rotenboden zum Riffelsee. Und hinterlassen Spuren. Bildquelle: SRF/Ruth Seeholzer.
Wie reagiert Zermatt? Um die Pflanzen besser zu schützen und die Touristenmassen zu kanalisieren, hat die Gornergratbahn diesen Sommer den höchsten alpinen Garten Europas angelegt. Die Blumen werden von Holzbarrieren und Seilen umsäumt, durch den Alpingarten führen schmale Wege, damit die Leute nicht auf die Blumen treten. Die Bahn versucht so, Tourismus und Naturschutz zu vereinbaren sowie die Ausflüglerströme auf den Wiesen zu kanalisieren.
Hochalpine Blumen schützen
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Bild 1 von 4. Besucherinnen und Besucher finden Informationen zu den Pflanzen auf Tafeln. Bildquelle: ZVG/Christian Bürgi.
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Bild 2 von 4. Das rundblättrige Täschelkraut, das im Wallis nur an ganz wenigen Stellen gedeiht. Bildquelle: ZVG/Gornergratbahn.
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Bild 3 von 4. Die Silikat-Polsternelke blüht auch auf 2800 Meter Höhe. Bildquelle: SRF/Ruth Seeholzer.
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Bild 4 von 4. Ebenso diese Goldprimel. Bildquelle: SRF/Ruth Seeholzer.
Das Besondere: Sämtliche hochalpinen Blumen waren ursprünglich bereits da, es wurden keine «fremden» Pflanzen in den Alpingarten transferiert. «Am liebsten haben die Touristen das Edelweiss, aber diese sind hier verschwunden, wurden zertrampelt. Jetzt versuchen wir sie wieder anzusiedeln», sagt Jakob Graven, der mehrmals pro Woche vor Ort gärtnert.
Was bringen die Massnahmen? Seit diesem Sommer soll der Alpingarten die Touristenscharen um die Pflanzen herumlenken. «Die Situation hat sich stark verbessert, die Leute laufen nicht mehr kreuz und quer durch die Landschaft», sagt Graven. Die Touristen und Touristinnen interessierten sich für die Pflanzen.
Was sagen die Touristen? Ein Holländer interessiert sich für die alpinen Pflanzen. «Wir suchen spezielle Schweizer Pflanzen. Der Garten ist eine tolle Idee, mit all diesen Erklärungen», sagt Robert Hofstede, der zwei Wochen Ferien in Zermatt macht.
Wir suchen spezielle Schweizer Pflanzen.
Was zeichnet den Alpingarten aus?
Die Bedingungen in den Hochalpen sind an sich garstig: Während es im Tal und im Flachland längst Sommer ist, schmilzt an den Hängen des Gornergrats oftmals erst der letzte Schnee. Die Biodiversität ist trotzdem immens: Botaniker Möhl fand auf der Fläche eines Fussballfeldes 148 verschiedene Arten. Überall wo Pflanzen und Blumen im Alpingarten wachsen, steht nun ein Schild mit einem QR-Code, mit dem sich die Leute informieren können.