Lebensmittel, Krankenkassen, Energiekosten – alles wird teurer, auch in der Schweiz. Ins Gewicht bei der Teuerung fallen insbesondere die Kosten für Heizung und Warmwasser. Die Preise für Fernwärme oder Gas sind seit dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine massiv gestiegen. Als Beispiel ist der Gastarif der Industriellen Werke Basel 45 Prozent höher, obwohl die Gaspreise auf dem internationalen Markt seit dem Herbst wieder gesunken sind.
Dies bereitet der Basler Schuldenberatungsstelle «Plusminus» in Basel grosse Sorgen. Denn ein solcher Preisaufschlag kann locker mehrere 100 Franken ausmachen, je nach Grösse der Wohnung.
«Wenn man jetzt keine Ersparnisse hat, dann ist das ein Problem», sagt Melanie Nussbaumer von der Basler Schuldenberatungsstelle. So werde zum Beispiel die Gas-Rechnung der IWB oder auch viele Heizkostenabrechnungen nur einmal pro Jahr verschickt.
Gesundheitliche Probleme wegen hoher Rechnung
Wenn eine unerwartet hohe Rechnung ins Haus flattert, kann das bei gewissen Leuten Stress auslösen und ein Teufelskreis beginnt zu drehen, sagt Nussbaumer: «Ein solcher Stress kann wiederum zu gesundheitlichen Problemen führen. Dies kann dann vielleicht sogar Probleme bei der Arbeit bringen, das ist eine ganze Dynamik, die losgetreten wird - und am Anfang steht eben vielleicht wirklich nur die Heizkostenabrechnung.»
Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen oder gar nicht erst entstehen zu lassen, lanciert die Schuldenberatungsstelle zusammen mit dem Basler Mieterinnen- und Mieterverband eine Kampagne. Über Social Media, aber auch per Flyer wird auf die Problematik hingewiesen. Den Leuten soll bewusst gemacht werden, was auf sie zukommen kann und sie sich darauf vorbereiten können, allenfalls auch mit Rücklagen.
Mit im Boot ist auch der Hauseigentümerverband, denn vielfach müssen die Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer die Heizkosten eintreiben und im schlimmsten Fall Mieterinnen und Mieter mit einer Kündigung drohen.
Andreas Zappalà, Geschäftsführer des Basler Hauseigentümerverbands, rät, man solle in schwierigen Fällen das Gespräch suchen. «Und vielleicht auch schauen, ob man irgendeine Abzahlungsvereinbarung treffen kann, wenn der Mieter wirklich nicht in der Lage ist, die Nachzahlungen zu leisten», sagt Zappalà.
Ein Fünftel kann Rechnung über 2500 Franken nicht zahlen
Wie viele Mieter von unerwartet hohen Heizkostenabrechnungen betroffen sind, könne man nicht beziffern, sagt Melanie Nussbaumer von «Plusminus»: «Das hängt ganz davon ab, wie stark die betroffene Person geheizt hat, ob sie in einer schlecht isolierten Altbauwohnung lebt oder ob sie ihre Heizung auf 19 Grad heruntergedreht hat.»
Nussbaumer schätzt aber, dass es nicht wenige treffen wird - vor allem in einer Stadt wie Basel mit einem hohen Anteil an wenig Verdienenden. «Es gibt Statistiken, die zeigen, dass knapp 20 Prozent der Schweizer Bevölkerung eine unerwartete Rechnung über 2'500 Franken nicht zahlen kann.»