Von den grossen Schweizer Seen ist der Zugersee der nährstoffreichste. Was positiv klingen mag, ist fatal. Wegen des vielen Phosphors verliert der See an Sauerstoff, was wiederum gefährlich für die Fische ist. Das Zuger Albeli und die Nase sind deshalb wahrscheinlich bereits ausgestorben und der Bestand anderer Fischarten wurde beträchtlich dezimiert. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Wasserforschungsinstituts Eawag.
Bauern wehren sich
Das Problem ist schon lange bekannt, doch griffige Lösungen fehlten. Bis jetzt: Vor Kurzem hat der Kanton Zug mitgeteilt, was zu tun ist. Bauern, die ihre Felder rund um den Zugersee haben, erhalten strengere Vorschriften, wie viel Gülle sie ausbringen dürfen. Die neue Regelung gilt ab 2023. Konkret müssen 40 Betriebe Massnahmen ergreifen, sonst werden Direktzahlungen gestrichen. Sie reagieren genervt.
Landwirt Simon Iten etwa sagt, das koste ihn bis zu 15'000 Franken pro Jahr. «Wir müssen nun doppelt so viel Gülle wegtransportieren, wie bis anhin», sagt er. Das sei nicht einfach, weil sich in der Region nur schwer Abnehmer finden.
Landwirtschaft mittlerweile Hauptverursacherin
Die andere Möglichkeit, den Tierbestand zu reduzieren, damit weniger Gülle anfällt, komme für ihn nicht infrage. Das rechne sich nicht. Iten stört sich daran, dass ein paar wenige Bauernbetriebe das Problem lösen sollen. «Der Phosphor stammt nicht allein von der Landwirtschaft, es hat auch viele Altlasten in diesem See.» Bis im Jahr 1985 waren Waschmittel mit Phosphor angereichert.
Michael Vogel, Projektleiter beim Zuger Amt für Umwelt, pflichtet dem Bauern bei, dass früher auch viel Phosphor durch Abwasser in den See floss und sich da jetzt abgelagert habe. Doch: «Es gelangen nach wie vor viele Nährstoffe in den Zugersee und da ist die Landwirtschaft als grösster Verursacher gefordert», so Vogel. Laut Angaben des Kantons stammen von den gut zwölf Tonnen Phosphor, die jedes Jahr in den Zugersee fliessen, drei Viertel aus der Landwirtschaft.
«Ein Generationenprojekt»
Ein anderer Kritikpunkt der Bauern betrifft die Kurzfristigkeit, mit der die Massnahmen verkündet wurden. Innerhalb dreier Monate müsse er seinen Betrieb jetzt umstellen, sagt Simon Iten. Schliesslich gelten die Regeln ab dem neuen Jahr. Tatsächlich komme die effektive Umsetzung kurzfristig, lenkt Michael Vogel vom Kanton auch da ein. «Doch den Bauern war schon lange bewusst, dass das kommen kann und der Kanton aktiv werden muss.»
Freiwillig hat die Zuger Regierung diese verschärften Massnahmen nicht verkündet, es brauchte den Druck des Bundes dazu. Dieser schrieb den Zugern vor, den Phosphorgehalt des Sees zu reduzieren. Zunächst liess der Kanton den Bauernverband selbst eine Lösung ausarbeiten. Die war dem Bund jedoch zu lasch, weshalb der Kanton nun ein Machtwort sprechen musste.
Auch mit den neuen Regeln für die Bauern dauert es noch lange, bis der Zugersee wieder gesund ist. «Das ist ein Generationenprojekt», so Michael Vogel vom Amt für Umwelt. Als Zeithorizont nennt er das Jahr 2070.