Zum Inhalt springen

Bergung missglückt Verein gibt auf: Das Dampfschiff «MS Säntis» wird nicht gehoben

  • Der zweite Versuch, das Dampfschiff «Säntis» aus dem Bodensee zu heben, ist am Sonntagmittag gescheitert.
  • «Schweren Herzens» haben die Verantwortlichen nun entschieden, die Bergungsversuche einzustellen.
  • Für weitere Versuche hat der Verein zu wenig Ressourcen.
  • Der Fehlschlag führt zu weiteren Problemen: Jetzt muss das Bergungsmaterial gehoben werden.

«Die Kosten und Risiken für die beteiligten Personen stiegen, während die Chancen auf Erfolg sanken.» So steht es in einer Mitteilung des Schiffsbergevereins. Der Verein wurde 2023 gegründet, um Schiffe zu bergen – konkret die «MS Säntis», die seit 90 Jahren auf dem Grund des Bodensees liegt.

Der Verein hatte für die Bergung rund 250'000 Franken zur Verfügung, unter anderem durch ein Crowdfunding.

Bergungsplattform schlug auf Schiff auf

Die Absenkung der Bergungsplattform habe am Anfang noch gut funktioniert, sagte Silvan Paganini, Präsident des Schiffsbergevereins, am Sonntag auf «BlickTV». Aber dann war auf den Livebildern plötzlich zu sehen, wie die Seile in die Tiefe rauschten. Danach sei die Plattform unkontrolliert auf das Schiff geschlagen. Auf dem Deck an der Wasseroberfläche wurde niemand verletzt.

In den See sinkendes Dampfschiff.
Legende: 1933 wurde das Dampfschiff «Säntis» im Bodensee versenkt. SRF

Es sei traurig, dass das Projekt an der Seilwinde gescheitert sei, die sie extra dafür gebaut hätten, sagte Paganini. Am Tag danach beschrieb er die Lage unter Wasser gegenüber SRF so: Das Wrack selber sei nur leicht beschädigt, die Bergungsplattform hingegen stark.

Nun müsse der Verein das Bergungsmaterial vom Grund wieder an die Oberfläche schaffen. Das ist eine der Auflagen des Kantons Thurgau, der die Bergungsbewilligung ausgestellt hatte. Allein diese Aufgabe ist laut Paganini bereits «riesig».

Bereits im April mit Problemen

Nach ursprünglichem Plan sollte das Dampfschiff durch Tragseile mit Hebe-Säcken kontrolliert aufsteigen und dann unter der Regie des Vereins abgeschleppt werden. Es sollte vor Romanshorn (TG) zunächst in zwölf Metern Tiefe abgesetzt werden und später mithilfe der Hebe-Säcke an die Oberfläche gebracht werden. Das Schiff sollte dann konserviert und eventuell ausgestellt werden.

Schiff wurde 1933 versenkt

Box aufklappen Box zuklappen

Das Dampfschiff war im Mai 1933 nicht mehr fahrtauglich und in der Seemitte zwischen Romanshorn auf Schweizer und Langenargen auf deutscher Seite versenkt worden. Eine Verschrottung wurde damals als zu teuer verworfen. Das 48 Meter lange Schiff war seit 1892 auf dem Bodensee unterwegs, es konnte 400 Passagiere befördern.

Ein erster Versuch, das versenkte Passagierschiff zu bergen, war Mitte April bereits wegen technischer Probleme gescheitert. Damals riss unter anderem ein Seil. Zudem mussten am Tauchroboter technische Teile ausgewechselt werden. Das Thurgauer Amt für Umwelt verlängerte in der Folge die Bewilligung für die Bergung des Dampfschiffswracks im Bodensee.

Eine Bergung der «Säntis» wäre eigentlich immer noch möglich. So schreibt es der Schiffsbergeverein in seiner Mitteilung. Er lässt jedoch offen, ob sich der Verein selber darum bemühen wird. Für den Moment ist es klar: Für einen weiteren Bergungsversuch fehlen dem Verein die Ressourcen.

SRF 4 News, 26.05.2024, 14 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel