Seit über 90 Jahren liegt der Raddampfer «Säntis» in 210 Metern Tiefe auf dem Grund des Bodensees. Davor war das Schiff 41 Jahre lang auf dem See in Betrieb gewesen, ehe es versenkt wurde.
Auseinanderschrauben und entsorgen wäre zu teuer gewesen, deshalb wurde es kurzerhand versenkt. Jetzt soll die «Säntis» als Ausstellungsstück ein zweites Leben erhalten. Ein aufwändiges Unterfangen.
Ein erster Bergungsversuch war für Mitte März geplant. Das schlechte Wetter im März hat die Vorbereitungsarbeiten zur Bergung des Dampfschiffs Säntis vom Grund des Bodensees verzögert. Weiterhin geplant ist, das Schiff am 17. April an Land zu bringen. Voraussetzung dafür ist eine längere Phase mit gutem Wetter.
Silvan Paganini und sein Team tüfteln und testen seit Monaten, wie das Schiff zurück an die Oberfläche geholt werden könnte. Ein abgerundetes Gerüst wird neben das Wrack auf den Seeboden gestellt. Stahlrohre graben sich daraufhin mithilfe des Gerüsts unter dem Wrack hindurch. Für die Bergung müssen mehrere Seile durch den Seeboden unter dem Schiff hindurch gepresst werden; dafür ist ein Spülsystem nötig, das momentan getestet wird. An die Leinen sollen dann Hebesäcke eingehakt werden, die mit Luft gefüllt sind.
Beim Test vor der Werft in Romanshorn überprüft Silvan Paganini, der Präsident des Schiffsbergevereins, wie erfolgreich dieser war. Wie weit ist die Leine durch das Stahlrohr gespült worden? Wie gut hat sich die Lanze in den Seeboden gegraben? «Es lief gut. Die Lanze grub sich in den steinigen Grund. Wenn es hier geht, geht es draussen auch», sagt Paganini.
An der Stelle, an der das Schiffswrack liegt, ist der Grund – 210 Meter unter der Wasseroberfläche – nicht steinig, sondern schlammig. Es ist für die Lanze also einfacher, die Leinen unter dem Schiff durchzubringen.
Ob es wirklich klappt, ist unklar. Es ist die Rede von einem Bergungsversuch. Silvan Paganini sagt: «Dieses Projekt ist wie der Mount Everest. Man kann ihn anschauen, planen, trainieren. Aber schliesslich muss man ihn besteigen, um zu wissen, ob man es schafft.»
Dass der Verein diesen Aufwand auf sich nimmt und das Schiff aus dem See holen will, ist nicht unumstritten. Laut Experten ist der Dampfer im Wasser besser konserviert als an der Luft.
Silvan Paganini sagt dazu: «Nach Einschätzung einiger Experten ist das so. Wenn aber nur wir die ‹Säntis› mit dem Tauchroboter anschauen können, ist das eigensinnig.»
Man wolle das Schiff allen Leuten zugänglich machen, so Paganini. «Bevor es irgendwann ein grosser Quaggamuschel-Berg ist.» Damit dies nicht passiert, sind im Budget 200'000 Franken festgelegt. Alleine die Hebesäcke kosten über 40'000 Franken. Das Projekt wird über Spenden finanziert.
Kamine als Testobjekte
Den Leuten das alte Dampfschiff zeigen – dafür sind aber auch Tests notwendig. In der Halle am Romanshorner Hafen wird die Konservierung an zwei Kaminen getestet. Diese wurden vom Verein bereits einige Monate zuvor aus dem See geholt. Die 90 Jahre im Wasser haben dem Kamin zugesetzt.
Freiwillige schleifen und malen nun, um das Material zu schützen. So soll es dann auch beim ganzen Schiff funktionieren. Am Kamin wird getestet, ob und wie das funktioniert, und was das beste Vorgehen ist.
Dereinst soll die «Säntis» auf einer Wiese am Hafen aufgestellt werden. Ob es wie geplant ein Teil eines Spielplatzes wird, ist noch unklar. Bestaunt werden kann der über 130-jährige Raddampfer dann aber bestimmt.