- Wandern, das Giessen von Viehglocken, die Gebärdensprachen sowie 26 weitere Formen des Kulturerbes sind neu im nationalen Inventar der lebendigen Traditionen.
- Der Bund hat die Liste 2012 in Zusammenarbeit mit den Kantonen erstellt und nun zum zweiten Mal aktualisiert.
- Mit den 29 neuen Einträgen umfasst die Liste nun 228 bedeutende Formen lebendiger Traditionen, wie das Bundesamt für Kultur (BAK) mitteilt.
Bei der Erweiterung der Liste wurden laut BAK auch dieses Mal wieder Vorschläge aus der Bevölkerung berücksichtigt. Das Wandern sei ein Beispiel dafür. Weiter enthalte die Liste auch Wissen und Fertigkeiten, die von kleineren Gruppen und Gemeinschaften praktiziert und weitergegeben würden – so etwa das Giessen von Viehglocken in den Kantonen Bern, Freiburg, Neuenburg und Wallis.
Zum ersten Mal überhaupt hat es gemäss der Mitteilung auch eine digitale Kultur auf die Liste geschafft: In der sogenannten Demoszene treffen sich regelmässig begeisterte Programmiererinnen und Programmierer, um zusammen computergenerierte Animationen zu schaffen.
Auch der Nutzen der lebendigen Traditionen für die ökologische Nachhaltigkeit wurde im Rahmen dieser Aktualisierung hervorgehoben, wie das BAK schrieb. Das neu aufgenommene Wissen über die Nutzung von Wasserkraft und anderen erneuerbaren Energien in den Kantonen Bern und Wallis zeige beispielhaft, wie traditionelles Wissen und bewährte Praktiken mithelfen könnten, aktuelle und zukünftige Herausforderungen zu bewältigen.
Anerkennung für Gebärdensprachen
Auf die Liste der lebendigen Traditionen schafften es auch die drei Schweizer Gebärdensprachen. Der Schweizerische Gehörlosenbund zeigte sich erfreut über diese Aufnahme. Gleichzeitig forderte er in einer Mitteilung, dass die Gebärdensprachen auch rechtlich anerkannt werden müssten. Mit einer entsprechenden vom Parlament überwiesenen Motion beschäftigt sich derzeit der Bundesrat.
Mit der Ratifikation des Unesco-Übereinkommens zur Bewahrung des immateriellen Kulturerbes im Jahr 2008 hatte sich die Schweiz verpflichtet, ein Inventar des immateriellen Kulturerbes in der Schweiz zu erarbeiten, zu führen und periodisch zu erneuern. Nun wurde die Liste zum zweiten Mal aktualisiert.