Die Schweiz hatte einst die längste Fussgänger-Hängebrücke der Welt. Aber gerade mal für drei Jahre. Mittlerweile wurde die 2017 erbaute Charles Kuonen Brücke in Randa (VS) von Brücken in Portugal und Tschechien abgehängt.
Im deutschen Rothaargebirge soll zudem im Herbst die zweitgrösste Hängebrücke für Fussgänger eröffnet werden. Aber auch hierzulande entstehen praktisch jährlich neue Brücken – derzeit vor allem in Graubünden und im Tessin. In Brig-Glis (VS) gibt es ein Projekt für die immerhin drittlängste Hängebrücke der Welt.
Vor knapp 20 Jahren entstand im östlichen Berner Oberland die Triftbrücke. Sie half mit, den Brückenboom in der Schweiz einzuläuten. Kurz nach der Fertigstellung musste sie jedoch ersetzt werden. Die Erbauer hatten die starken Föhnwinde, welche an der Brücke rüttelten, unterschätzt. Doch nicht nur das verlangte nach einem neuen Bau.
Grosser Ansturm
Die Triftbrücke war für Alpinistinnen und Berggänger gedacht, doch der Ansturm war so gross, dass es für viele gefährlich wurde. Ungeübte Wanderer mussten sich einen steilen Abhang hinunterkämpfen. Deshalb wurde eine grössere Brücke errichtet, welche einfacher erreichbar und mit Stahlseilen besser im Felsen verankert war.
Seit 13 Jahren steht die Brücke – und zieht noch heute jährlich tausende Menschen an. «Mein Kiosk überlebt nur dank der Brücke – 90 Prozent der Gäste sind ihretwegen hier», sagt Marcel Guinand, der in einem alten Holzchalet an der Talstation der Triftbahn einen Kiosk betreibt.
Die Triftbrücke hat im Tal viel Gutes ausgelöst.
«Die Leute kommen aus der ganzen Welt hier her. Etliche kommen immer wieder», so Guinand.
Die Brücke habe im Tal viel ausgelöst und Arbeitsplätze geschaffen, sagt der Kioskbesitzer und Bauverwalter der Gemeinde Innertkirchen, zu der die Triftregion gehört. Guinand verweist zum Beispiel auf die Eröffnung eines Hotels und die Einrichtung eines Bed & Breakfast.
Kein Wunder geht der Brückenbau weiter – im Alpenraum, aber auch im restlichen Europa. Am Thunersee gibt es ebenfalls Hängebrücken für Fussgänger, erbaut durch den Verein Panorama Rundweg Thunersee.
Hoffnung wegen Brücke
Präsident Jerun Vils wünscht sich noch weitere Brücken in der Region. «Wir erhoffen uns, noch mehr Menschen für die Region zu begeistern.» Brücken seien ein gutes Mittel dafür: «Eine Brücke ist ein Highlight auf dem Wanderweg und fasziniert die Menschen – egal ob aus der Region oder von weit her.» So gibt es Pläne, drei weitere Brücken zu erstellen.
Auch Tourismusforscherin Monika Bandi stellt fest, dass Tourismusregionen vermehrt auf Brücken setzten. «Brücken sind verhältnismässig leicht zu bauen. Sie kosten nicht sehr viel und sind in den meisten Fällen mit dem Raumplanungsgesetz gut zu vereinbaren.»
Es gibt langsam aber sicher genügend Brücken.
Doch die Tourismusforscherin stellt auch eine Sättigung fest. «Brücken gehören immer mehr zur Standardeinrichtung einer Tourismusregion. Das heisst, sie verlieren etwas an Reiz – so wie das vor einigen Jahren bei Sommerrodelbahnen der Fall war.»