Kopfschmerzen, Angst, Überforderung, Leistungsdruck oder einfach keine Lust: Schülerinnen und Schüler bleiben dem Unterricht zunehmend unbegründet fern. Ein Problem, das sich verschärft hat, sagt Patrick Langloh, Leiter Mittelschulen und Berufsbildung im Kanton Basel-Stadt.
Seit Corona hat es zugenommen, dass Schülerinnen und Schüler unbegründet nicht im Unterricht erscheinen.
Zwar gebe es keine Zahlen zur Zunahme des Schulschwänzens – oder Absentismus, wie es im Fachjargon heisst. Klar ist aber, dass verschiedene Kantone dieses Phänomen gerade in der Oberstufen und speziell an Gymnasien beobachten. «Seit Corona hat es zugenommen, dass Schülerinnen und Schüler unbegründet nicht im Unterricht erscheinen», so Langloh.
Leistungsdruck, Ängste, Lustlosigkeit
Wenig überraschend hat dieser Absentismus oft eine schlechte Auswirkung auf die schulischen Leistungen: «Jugendliche, die oft fehlen, haben häufig Schwierigkeiten bei Prüfungen. Sie verpassen wichtige Teile des Unterrichts», sagt Langloh.
Der Absentismus ist in vielen Kantonen und Schulen ein Problem. So führte etwa die Kantonsschule Wettingen im Aargau wegen der vielen Abwesenheiten ein neues System mit Absenzen-Kontingenten ein. Und im Kanton Zürich zitiert die NZZ in einem Artikel eine Schulleiterin, die bezüglich schwänzender Jugendlicher sagt: «Wir sind brutal am Kämpfen.»
Denn hinter dem Absentismus würden oft auch komplexe Probleme wie Ängste stecken. Das kann die Angst vor dem Leistungsdruck sein, aber auch soziale Ängste, wie etwa vor Mitschülern oder Lehrpersonen.
Die Fälle sind komplexer geworden und können Schulen stark beschäftigen.
Auch der Verband der Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH) beobachtet diese Veränderung. «Die Fälle sind aber aus meiner Sicht komplexer geworden und können Schulen stark beschäftigen und herausfordern», schreibt Zentralpräsidentin Dagmar Rösler. Sie betont aber auch: «Schülerinnen und Schüler bleiben der Schule nicht massenhaft fern.»
Natürlich gibt es auch viele berechtigte Gründe für Absenzen. Sei es ein Beinbruch oder ein psychisches Problem, wie etwa eine Depression. Das Problem sei aber das unbegründete Fernbleiben. «Hier wollen wir ein Zeichen setzen», sagt Patrick Langloh vom Basler Erziehungsdepartement. Der Kanton erwägt jetzt, für die Zulassung zur Maturitätsprüfung eine Anwesenheitspflicht von 80 Prozent einzuführen.
Dieser Vorschlag scheint auch bei den Lehrpersonen gut anzukommen. «Es wäre eine einheitliche Regelung für den ganzen nachobligatorischen Schulbereich», sagt Jean-Michel Héritier von der Freiwilligen Schulsynode Basel-Stadt. Denn auch Universitäten und Fachhochschulen kennen zum Teil ähnliche Regelungen.
Rücksicht auf psychische Belastungen ist wichtig
Héritier betont aber auch, dass es wichtig sei, begründete Abwesenheiten, gerade auch bei psychischen Belastungen, von diesen Regelungen auszunehmen. Denn diese Probleme hätten seit Corona gerade bei Jugendlichen zugenommen.