Nachdem der Corona-Impfstoff lange Zeit ein rares Gut war, ist die Situation heute eine andere. Mittlerweile hat nämlich über die Hälfte der Bevölkerung bereits mindestens eine Impfdosis erhalten; und die Kantone stehen eher vor der Herausforderung, wie sie jene Menschen, die noch nicht geimpft sind, von der Impfung überzeugen können.
Der Kanton Basel-Stadt hat dabei eine Gruppe ausgemacht, die eine deutlich tiefere Impfquote aufweist als der Rest der Bevölkerung – und zwar Ausländerinnen und Ausländer. Diese will Basel-Stadt nun gezielt ansprechen - und setzt dabei auf Personen aus den jeweiligen Kulturkreisen.
Ana Maria Senn ist eine dieser «Key-Persons». Sie ist in Brasilien aufgewachsen, lebt aber seit vielen Jahren in der Schweiz und arbeitet unter anderem als interkulturelle Dolmetscherin. Sie sagt, viele Menschen würden sich zwar über das Corona-Virus und die Impfmöglichkeiten informieren wollen, hätten aber keinen Zugang zu den staatlichen Informationen. «Sie kennen die Regeln in der Schweiz nicht. Viele informieren sich in den Medien in ihrem Heimatland, wissen aber nicht, wie es hier funktioniert.»
Behörden erreichen ausländische Bevölkerung nicht
In den Gesprächen mit ihren Landsleuten würden immer wieder Fragen zu den Kosten auftauchen. «Das sind oft Fragen, die sich leicht klären lassen, wenn man sich in der Muttersprache verständigen kann», sagt Senn.
Viele informieren sich in den Medien in ihrem Heimatland, wissen aber nicht, wie es hier funktioniert.
Ähnliche Erfahrungen macht auch Drita Ibrahimi. Sie stammt aus dem Kosovo, ist aber schon vor über 20 Jahren in die Schweiz gekommen. Nun will sie sich während Corona engagieren: «Ich möchte in dieser Krise meinen Beitrag leisten.» In den Gesprächen stelle sie fest, dass sich die Menschen aus dem Kosovo oft die gleichen Fragen stellen, wie viele Schweizerinnen und Schweizern: «Wie funktioniert die Impfung? Was sind die Nebenwirkungen? Wie lange hält die Immunität?»
Weiterer Grund: Ausländische Bevölkerung ist oft jünger
Aus ihren Erfahrungen schliessen beide Frauen, dass die Impfbereitschaft bei Ausländerinnen und Ausländern grundsätzlich nicht geringer sei als bei Schweizern. Es sei in den meisten Fällen schlicht ein Informationsproblem. Senn sagt, dass sich Menschen beispielsweise aus Brasilien oder afrikanischen Ländern, Impfungen viel eher gewohnt sind, als Menschen aus Europa, entsprechend sei auch die grundsätzliche Skepsis nicht so gross.
Zudem müsse man auch bedenken, dass die ausländische Bevölkerung im Schnitt deutlich jünger ist als die schweizerische. Migrantinnen und Migranten seien daher auch seltener prioritär geimpft worden, weil sie nicht das dafür nötige Alter haben. Das erkläre vermutlich auch einen Teil der tieferen Impfquote.