Er ist der «Mr. Street Parade»: Joel Meier organisiert seit Jahren die Technoparty im Zürcher Seebecken. Nun kümmert sich der Veranstaltungsprofi um eine neue Aufgabe. Er organisiert das Impfzentrum Uster, eines von elf geplanten Zürcher Zentren.
SRF: Wie sind Sie zu Ihrer neuen Aufgabe gekommen?
Joel Meier: Das war die Frau des Dorfpfarrers. Sie arbeitet im Spital Uster und wusste, das für das Impfzentrum jemand mit Veranstaltungserfahrung gesucht wurde. Denn dort geht es um Logistik, Personalmanagement und Infrastruktur – ähnlich wie an der Street Parade. Sie kennt meine Eltern und so landete die Anfrage schliesslich bei mir.
Was machen Sie als Projektleiter des Impfzentrums konkret?
Im ersten Anlauf haben wir uns die Abläufe überlegt; etwa wie wir die Menschen kanalisieren können, damit nicht alle auf einmal am Impfen sind. Wenn tatsächlich einmal 4'000 bis 4'500 Menschen pro Tag anreisen, parkieren, aufs WC gehen und eventuell verpflegt werden müssen, dann braucht das eine gute Logistik.
Wie hat Ihnen da Ihre Erfahrung als Streetparade-Chef geholfen?
Eigentlich überall. Ein Impfzentrum zu organisieren unterscheidet sich nicht sehr von der Organisation einer Grossveranstaltung. Es geht ja darum, 65 Prozent der Bevölkerung zwischen 18 und 64 Jahren im Glatttal und Oberland innerhalb von kurzer Zeit zu immunisieren. Eine grosse und schöne Aufgabe.
Ein Impfzentrum zu organisieren unterscheidet sich nicht sehr von der Organisation einer Grossveranstaltung.
Sie haben keine medizinische Ausbildung – ein Problem?
Nein, die medizinische Verantwortung trägt ja das Spital Uster. Übrigens ist das ein mega engagiertes und lässiges Team, top ausgebildete Leute. Das Niveau des vernetzten Denkens ist extrem hoch. Sie wissen genau, was zu machen ist.
Sie sind auch für die Sicherheit verantwortlich; dafür, dass niemand das Virus in das Impfzentrum schleppt.
Ja, der Mitarbeiter- und Besucherschutz ist ein grosses Thema. Es wird viel Plexiglas geben, Desinfektionsmittel, der Abstand muss überall eingehalten werden können, die Flächen müssen gut zu reinigen sein. Wir können uns in einer alten Turnhalle in Uster einrichten und klären gerade ab, wie wir sie am besten für eine Massenimpfung umbauen.
Sie rekrutieren auch Personal.
Das ist etwas vom Schönsten, das wir gerade erleben. Viele Menschen sind schwer betroffen von der Pandemie, haben Job und Perspektive verloren. Dass wir jetzt 100 Leute Voll- oder Teilzeit einstellen dürfen ist eine riesige Freude.
Dass wir jetzt 100 Leute Voll- oder Teilzeit einstellen dürfen ist eine riesige Freude.
Es sollen vor allem Arbeitslose zum Zug kommen. Wo setzten Sie diese ein?
Sie werden je nach Sprachkenntnissen und Ausbildung an den Registrationsschaltern arbeiten, Impfungen verabreichen, Geimpfte auf allergische Reaktionen überwachen oder reinigen.
Kommen wir noch auf die Streetparade zu sprechen. Sie wollen die Veranstaltung im August 2021 durchführen – ist das nicht völlig unrealistisch?
Wir wissen es nicht. Letztes Jahr waren die Ansteckungen im Juli ziemlich tief. Kombiniert mit der Impfung reicht es vielleicht dieses Jahr für eine Durchführung. Allerdings ist für uns eine Teilnahme nur für Geimpfte unvorstellbar. Sicher ist: Die Streetparade wollen wir nicht jetzt schon absagen. Ich glaube, es ist auch unsere Verantwortung als kulturelle Veranstaltung, den Menschen Hoffnung zu geben.
Das Gespräch führte Luca Fuchs.