«Irritiert!», «schockiert und sprachlos!», «Gaht's no?»: So fällt der Grossteil der Reaktionen in den Kommentarspalten von SRF News auf die neue mögliche Massnahme des Bundesrats aus. Diese sehen einen 50-Franken-Gutschein vor für Personen, die jemanden vom Impfen überzeugen können.
Auch wenn Bundesrat Alain Berset an der Medienkonferenz mehrmals betonte, man sei sich bewusst, dass ein solcher Impfbonus eine unkonventionelle Massnahme sei, hätte man sich wohl mehr Zustimmung erwünscht. Denn das Ziel des Bonus sei die Förderung eines Diskurses über die Impfung, sagt Michael Beer, Leiter Projekt Impfoffensive.
Eine nicht repräsentative Umfrage bei SRF News zeigt: 68 Prozent der Userinnen und User würden den Impfbonus nicht begrüssen. Wieso das so ist und welche Chancen dennoch gesehen werden, zeigt ein Blick in die Kommentarspalte.
Förderung des Diskurses oder der Unglaubwürdigkeit?
Die unkonventionelle Motivationsspritze des Bundesrats wirkt auf viele schlicht unglaubwürdig. User Uwe W. schreibt: «Je verzweifelter der Bundesrat versucht, Impfwillige zu finden, desto unglaubwürdiger wird das Ganze». Zahlreiche weitere befürchten, dass der Impfbonus genau das Gegenteil bewirke: «Nun sollen Bürger missionieren und andere überzeugen. Der Bundesrat fördert damit die Spaltung der Gesellschaft finanziell!», meint Dieter S.
Solche Anreize machen noch misstrauischer. Geld bekommen fürs Impfen?
Ganz anders sieht Anna B. die Massnahmen: «Sie setzen auf Informationen und Überzeugungsarbeit und sollen zum Nachdenken und Diskutieren anregen - alles positive Anreize, die die Menschen wieder näher bringt.» Auch Lukretia C. befürwortet die Impfoffensive grundsätzlich, sagt aber: «Das mit der Belohnung für private Impfberatung ist eine Schnapsidee. Ich hätte mir damit zwar schon einige Gutscheine verdient, aber verzichte gerne darauf.»
Das wichtigste wäre eine Kampagne gegen Fake-News!
Fragwürdig finden auch viele User, dass Personen, die andere zum Impfen bewegen, selber nicht geimpft sein müssen: «Wie kann man jemanden überzeugen von etwas, wovon man selber nicht ganz überzeugt ist, denn sonst wäre man ja geimpft.» kritisiert Christine H.
Wer lässt sich so überzeugen?
«Der 50-Franken-Gutschein ist eine Massnahme, die verzweifelt tönt, aber nicht nötig ist. Wer sich bis jetzt nicht hat impfen lassen, wird sich doch durch diese Werbung nicht überzeugen lassen.», wie Christa W. sind viele der Meinung, dass der «Impfmarkt» gesättigt ist und selbst monetäre Anreize in dieser Situation nicht wirken, «Ich kenne schon Personen, die auf jedem Anlass anzutreffen sind, wo es eine Gratisbratwurst gibt. Aber die Impfskeptiker, die ich kenne, lassen sich damit nicht überzeugen.»
Es geht hier nicht darum, Impfgegner umzustimmen.
Anders sieht das Katharina B. und glaubt, dass es schon Leute gibt, die sich so impfen lassen: «Die Impfoffensive ist eine gute Sache, um die Leute zu erreichen, die bisher zu träge oder zu schlecht informiert waren.»
Tatsächlich hat die Ausweitung der Zertifikatspflicht Anfang September gezeigt, dass sich viele Ungeimpfte bis zu diesem Zeitpunkt nicht mit der Frage beschäftigt hatten oder eine Impfung aufgeschoben hatten. Erst die Ausweitung der Zertifikatspflicht hatte sie dazu bewegt.
Es stellt sich also die Frage: Wie viele Schweizerinnen und Schweizer lassen sich noch impfen? Wie viele Unentschlossene, «Noch-Nicht-Informierte» und «Impf-Aufschieber» gibt es tatsächlich noch, die das BAG durch so eine Impfoffensive erreichen könnte? Dies werden die nächsten Wochen und Monate zeigen, sofern der Massnahmenvorschlag erfolgreich die Konsultation bei den Kantonen durchläuft.