Stand jetzt lässt sich nicht voraussagen, ob in diesem Jahr die Grippewelle stärker als in den Jahren vor der Corona-Pandemie ausfallen wird. Darin sind sich die Experten einig. Jedoch gäbe es gemäss Infektiologe Huldrych Günthard Anzeichen für eine drohende starke Grippewelle, denn derzeit würden viele Leute negative Covid-Tests machen und diese Menschen hätten dann in aller Regel ein anderes Virus.
Wenn es eine Doppelwelle gibt, wenn also beide Infektionen parallel ablaufen, wäre das natürlich eine echte Belastung.
Durch die Kombination diverser Viren mit dem Coronavirus könnte es nun zu einer Doppelwelle kommen, wie Huldrych bestätigt: «Dass es eine Doppelwelle geben wird, also beide Infektionen parallel ablaufen, kann sehr gut sein und das wäre natürlich eine echte Belastung.»
Gegen die Grippeviren kann die Medizin nur wenig ausrichten und lediglich die Symptome abmildern. Gegen Covid-19 gibt es mit Paxlovid beispielsweise schon ein wirksames Medikament, um schwere Krankheitsverläufe zu mildern. Dafür müsse man gemäss Günthard schnell wissen, ob man Corona-positiv sei und daher sei das Testen unumgänglich.
Der Infektiologe macht sich weiter für das Impfen stark und sieht auch in der Maskenpflicht eine wirksame Möglichkeit, um die Verbreitung der Viren einzudämmen. Dafür würde man aber in Kauf nehmen, dass sich die Immunzellen weiter nicht an mögliche Erreger gewöhnen.
Australien als Vorbote für Europa
Im Schnitt macht eine erwachsene Person alle fünf bis zehn Jahre eine echte Grippe durch. Kinder stecken sich im Schnitt alle zwei Jahre mit Influenzaviren an, dieser Rhythmus ist durch Corona durcheinandergeraten. Das zeigen Daten aus Australien, wo die Grippesaison inzwischen fast vorbei ist. Sie gibt möglicherweise einen Vorgeschmack darauf, was sich in den kommenden Monaten in der nördlichen Hemisphäre abspielen könnte.
Der Peak in Australien erfolgte früher, als das in normalen Wintern der Fall ist. Allerdings war der Anstieg relativ schnell wieder vorbei.
Anke Huckriede, Professorin für Vakzinologie an der Universität Groningen, stellte beim Betrachten der Daten aus Australien fest: «Der Peak in Australien erfolgte früher, als das in normalen Wintern der Fall ist. Es gab einen sehr steilen Anstieg im Juli. Allerdings war der Anstieg relativ schnell wieder vorbei und die Infektionskurve ging sehr schnell wieder runter.»
Es gebe gemäss Huckriede zahlreiche Erkältungskrankheiten, sprich einer Influenza ähnlicher Krankheitsbilder, aber die Zahl der echten Grippefälle war mit jenen aus anderen Jahren vergleichbar. In Australien wurde die Grippewelle dennoch vor allem bei den Kindern und Jugendlichen als sehr heftig wahrgenommen. Bei dieser Altersgruppe seien gemäss Anke Huckriede die schweren Krankheitsverläufe aber selten und es sei für sie wichtig, den Immunschutz aufzubauen.