Auf über 900 m ü. M. begann Köbi Knaus aus Unterwasser im St. Galler Toggenburg vor über 25 Jahren damit, Getreide anzubauen. Mittlerweile ahmen es ihm diverse Bauern aus der Region rund um den Alpstein nach – daraus entstand der Verein «Alpsteinkorn». Dort tauschen sich die Landwirte aus, tüfteln nach dem perfekten Korn für höhere Lagen.
Die Felder sind schneebedeckt, als Köbi Knaus das SRF-Regionaljournal auf seinem Hof empfängt. Er kontrolliert, wie dicht die Schneedecke ist. Das könne tödlich sein, aber: «Die wachsen wunderbar da drunter.» Aktuell baut Knaus Körner an, von denen er sich besondere Resistenz gegen Schnee und Kälte verspricht.
Wenn Getreidesorten im Tirol oder auch näheren höheren Gebieten gut funktionieren, muss das nicht heissen, dass sie auch auf Knaus' Hof spriessen. Der Anbau in der Höhe sei hochkomplex. «Man hat irgendwann ein Gespür», sagt der Bauer. Gründe für Misserfolge können sowohl im Anbau als auch im Klima liegen. «Je mehr man weiss, desto mehr weiss man, dass man nichts weiss.»
Getreideanbau in der Region nimmt zu
Der Getreideanbau war im Toggenburg schon zwischen dem 14. und 17. Jahrhundert Usus, damals zur Selbstversorgung. Darauf hin verschwand er aber jahrhundertelang aufgrund der klimatischen Bedingungen. Auch aufgrund des jetzigen Wandels könne sich der Anbau von Dinkel, Gerste, Hafer oder vor allem auch Weizen für Bergbauern wieder lohnen, sagt Knaus.
«Man kann es nicht leugnen: Es ist wärmer geworden. Die trockenen, heisseren Phasen sind für uns auf eine Art gut», erklärt der Bergbauer. Die Entwicklungen sorgen dafür, dass immer mehr Bauern auf den Getreidezug aufspringen. Mittlerweile seien es rund 30 bis 40 Hektar in der Region. Und: Das Alpsteingetreide könne qualitativ gut mit den Feldern im Flachland mithalten.
Zusammenarbeit mit der ETH
Die Herstellung von lokalem Getreide in höheren Lagen rief viele Interessierte auf den Plan: Lokale Bäcker verarbeiten die Weizen zu Mehl und verkaufen Spezialbrot. Aktuell läuft eine Spendenkampagne der Schweizer Berghilfe für innovative Bergbauern mit kreativen Ideen. Oder: Die ETH untersucht mithilfe von Menschen wie Köbi Knaus die Voraussetzungen für Getreideanbau in höheren Gebieten wissenschaftlich.
Dank seines Pioniergeists kamen Köbi Knaus und seine Kollegen zu einem neuen technischen Gerät, das die Eigenschaften eines Korns detailliert erkennt. Die Berghilfe übernahm mit Spendengeldern die Hälfte der Kosten. Das erleichtert dem eigentlichen Milchbauern seine leidenschaftliche Arbeit für Getreide.
Es fasziniert mich jedes Jahr, wie schnell neues Leben kommt.
«Man kann etwas in den Boden tun und staunt, wie schnell etwas gehen kann. Manchmal kommen nach fünf oder sechs Tagen die ersten Pflänzchen, das ist wahnsinnig. Es fasziniert mich jedes Jahr, wie schnell neues Leben kommt», erklärt Knaus seine Faszination. Auch darum ist er gespannt auf seinen aktuellen Versuch, welche Weizensorte mit dem Winter am besten klarkommt. Das Tüfteln geht weiter.