- Am internationalen Tag der Frauen haben in mehreren Schweizer Städten tausende Frauen auf die fehlende Gleichstellung aufmerksam gemacht – in der Politik, bei der Arbeit und bei den Löhnen.
- Auch in europäischen Städten wurde gegen Diskriminierung protestiert.
In Bern demonstrierten am Nachmittag rund 500 Frauen für Lohngleichheit – nach Angaben der Gewerkschaften SGB und Unia waren es 1000. Sie protestierten gegen den Entscheid des Ständerats, die Unternehmen nicht zu Lohnanalysen zu verpflichten.
Mehrere Rednerinnen bezeichneten diesen Entscheid einer «Männermehrheit im Ständerat» als inakzeptabel und gar illegal. Seit 40 Jahren sei die Gleichheit der Geschlechter in der Schweizer Verfassung verankert. Jetzt müsse endlich die Lohngleichheit her. Es handle sich um einen Verfassungsauftrag und nicht um ein «Geschenk an die Frauen». Freiwillige Massnahmen der Unternehmen reichten offensichtlich nicht aus.
Petition im Kanton Jura
Das Berufsnetzwerk Business & Professional Women (BPW) gab kürzlich bekannt, auch 22 Jahre nach Einführung des Gleichstellungsgesetzes in der Schweiz verdienten Frauen durchschnittlich 15,1 Prozent weniger als Männer in vergleichbaren Positionen. BPW stützt sich auf Zahlen des Bundesamts für Statistik.
Deswegen gingen die Frauen am frühen Abend auch in Bellinzona und Genf auf die Strasse, wie die Gewerkschaften mitteilten. Im Kanton Jura reichte die Unia eine kantonale Initiative für Lohngleichheit ein. Diese verlangt vom jurassischen Parlament konkrete Massnahmen, um auf kantonaler Ebene die Lohngleichheit umzusetzen.
Und in Aarau richtete sich der Protest gegen die Abschaffung der Aargauer Fachstelle für Gleichstellung. Dies sei ein «Schlag ins Gesicht aller Frauen» und widerspreche der Bundesverfassung und dem Gleichstellungsgesetz.
Mehr Frauen in der Politik
Mit einer Kletterpartie am Berner Käfigturm lancierte die Eidgenössische Kommission für Frauenfragen (EKF) ihre Kampagne für mehr Frauen in der Politik. Die Aktion sei ein Symbol für die ambitionierte Arbeit von Politikerinnen.
Im Nationalrat sitzen gerade einmal ein Drittel Frauen, im Ständerat sind es 15 Prozent und bei den Kandidierenden machen sie 35 Prozent aus. Die EFK lancierte deshalb gleichzeitig das Video «halbe-halbe», mit dem Appell an die Schweizer Frauen, sich vermehrt in der Politik zu engagieren.
Weltweit Demonstrationen
In Spanien sind Millionen von Frauen für Gleichberechtigung auf die Strassen gegangen. An dem ersten landesweiten «feministischen Streik» nahmen nach Angaben von Gewerkschaften 5,3 Millionen Menschen teil. Die rund 120 Kundgebungen standen unter dem Motto «Wenn die Frauen streiken, dann steht die Welt still».
Trotz des Ausnahmezustands in der Türkei sind in Istanbul mehrere Tausende Menschen für Frauenrechte und gegen männliche Gewalt auf die Strasse gegangen. Auch in anderen Städten gingen die Frauen auf die Strasse.