Das Klischee, das einigen Botschafterinnen und Botschaftern in Bern anhaftet: Sie fahren in ihren dunklen Limousinen durch die Stadt, müssen keine Bussen bezahlen und haben sowieso das Gefühl, sie könnten sich vieles erlauben.
Rebekka Gex-Fabry versucht zu beschwichtigen und sagt, das stimme so nicht: «Auch sie müssen ihre Parkbussen bezahlen.» Rebekka Gex-Fabry leitet die Anlaufstelle des International Bern Welcome Desk, dessen Mission es ist, alle internationalen Gemeinschaften in Bern «zu begrüssen, begleiten und begeistern.» Dabei möchte sie genau solche Klischees und Vorurteile aus der Welt schaffen. «Mein Herzenswunsch ist, dass wir auch an andere Dinge denken.»
Hinter einigen Verhaltensweisen stecke oft Unwissen. «Jemand hat mir gesagt, er habe keine Wohnung erhalten. Das sei Rassismus, wegen seiner Hautfarbe.» Sie hätte dann aber nachgefragt und gemerkt, dass das Problem bei den Prozessen in der Schweiz liege, die anders sind als im Ausland.
Nur wenn jemand Botschafter ist, erhält er nicht früher eine Wohnung.
«Wir haben manchmal das Gefühl, für sie wird alles gemacht, sie geniessen viele Privilegien und Immunität. Aber das ist nicht die Realität.» In der Schweiz würden alle gleich behandelt: «Nur wenn jemand Botschafter ist, erhält er nicht früher eine Wohnung.» Das versuche sie auch der internationalen Gemeinschaft zu veranschaulichen.
Keine Frage, die es nicht gibt
Denn Rebekka Gex-Fabry ist da für sie – für alle ihre Fragen und Anliegen. Seit August 2020 leitet sie die Anlaufstelle des International Bern Welcome Desk, das der internationalen Gesellschaft hilft: Sei es bei der Anmeldung, der Wohnungssuche, bei der Suche eines Kitaplatzes der Kinder oder einer Arbeitsstelle der Begleitperson.
Sie hilft dabei den Botschafterinnen, Diplomaten, Chauffeuren, aber auch ausländischen Mitarbeitenden von multilateralen Institutionen oder internationalen Unternehmen in Bern. Ähnliche Stellen gibt es bereits in Genf und Zürich.
Es gehe dabei auch um Fragen, deren Antworten man nicht im Internet finde, sagt Rebekka Gex-Fabry: «Jemand hat mich gefragt, zu welcher Uhrzeit man hier Leute anrufen darf.»
Wirtschaft, Tourismus und Politik würden profitieren
Sie helfe direkt – mit Informationen, Auskünften, Tipps – oder verweise an zuständige Stellen. Dies sei essenziell: «Die Leute bleiben meist drei bis fünf Jahre hier und müssen in sehr kurzen Zeit viel erreichen – in einem Umfeld, das sie nicht kennen.»
Wenn sie sich hier wohlfühlen ist das auch gut für die Beziehungen der Länder.
«Sie haben viel Besuch, sind entdeckungsfreudig, wollen möglichst viel aus ihrer Zeit hier machen. Somit sind es auch für die Wirtschaft spannende Leute.» Und auch aus touristischer Sicht sind Diplomatinnen und Diplomaten interessant. Dies ist mit ein Grund, weshalb die Stelle der Tourismusorganisation von Bern angesiedelt wurde und nicht direkt beim EDA, der Stadt oder dem Kanton Bern, welche die Stelle finanzieren. In der Privatwirtschaft könne man zum Beispiel auch einfacher mit Leuten aus nicht anerkannten Ländern zusammenarbeiten.
Dass sie sich um alle kümmere, helfe am Schluss aber auch der Politik: «Wenn sie sich hier wohlfühlen, dann auch gut über die Schweiz sprechen und im Ausland weiterhin mit der Schweiz verbunden sind, ist das für die Beziehungen beider Länder nur von Vorteil.»