- Sommerflieder ist als Schmetterlingspflanze beliebt, schadet jedoch der Biodiversität.
- Manche Neophyten sind auch für Menschen bedenklich. Ambrosia ist etwa hochallergen und kann Asthma auslösen.
- Die Bekämpfung funktioniert nur, wenn die Bevölkerung mitmacht und keine invasiven Pflanzen im Gartencenter kauft.
Sommerflieder, einjähriges Berufkraut oder japanischer Knöterich: Diese Pflanzen sehen hübsch aus, man findet sie in Gärten oder auf einer Wiese. Doch sie sind auch gefährlich für einheimische Arten.
Verschiedene Kantone und Gemeinden sagen deshalb den «exotischen Problempflanzen» den Kampf an. So wollen etwa 13 Gemeinden rund um Biel den invasiven Neophyten mit dem «Neophytensack» den Garaus machen.
Pflanzen wie die Kanadische Goldrute, das drüsige Springkraut und der Essigbaum verbreiten sich rasch und stark. Sie verdrängen einheimische Gewächse und schränken damit die Biodiversität in der Schweiz ein. «Unsere Pflanzen und Tiere haben ein Zusammenspiel. Wenn bestimmte Pflanzen verdrängt werden, gehen auch einheimische Tiere weg», sagt Agronom Samuel Kappeler. Er berät die Gemeinden rund um Biel.
Ausreissen und Verbrennen nötig
Auch für Menschen sind manche der Pflanzen problematisch – so sind etwa die Pollen der Ambrosia hochallergen und können etwa für Asthma-Kranke gefährlich sein. Bei Berührung mit dem Riesen-Bärenklau können Hautverbrennungen entstehen. Das einjährige Berufkraut ist für Tiere, wie Rinder, giftig.
Der Experte rät, auf den Kauf von problematischen Pflanzen zu verzichten. Besonders beliebt seien der Sommerflieder und der Kirschlorbeer. Sie sind beispielsweise in Gartencentern zu kaufen. «Gerade der Sommerflieder ist beliebt, da die Blüten Schmetterlinge anziehen», sagt Samuel Kappeler. Doch die Samen würden sich rasch verbreiten. Dasselbe gelte für den Kirschlorbeer: «Die Vögel fressen die Beeren und verbreiten sie zum Beispiel im Wald.»
Die Bevölkerung soll die «Problempflanzen» nun ausreissen und sie in einem bestimmten Plastiksack sammeln. «Im Grüncontainer können sich die Samen vermehren, deshalb ist Verbrennung die sicherste Methode», sagt Kappeler.
«Neophytensäcke» sind gratis erhältlich
In der Zentralschweiz hat man mit diesem «Neophytensack» seit der Lancierung 2021 gute Erfahrungen gemacht. «Es gab durchwegs positive Rückmeldungen», sagt Stephanie Amrein von der Dienststelle Landwirtschaft und Wald im Kanton Luzern. Der durchsichtige, leuchtend rote Neophytensack helfe dabei. Er falle auf, wenn er am Strassenrand stehe. «Es geht darum, den Leuten die Problematik bewusst zu machen», so Amrein.
Der Sack und Medienberichte würden die Bevölkerung dazu animieren, mal bei sich selber im Garten nachzusehen und zu reagieren. Im Frühling haben alle sechs Zentralschweizer Kantone mit dem «Neophytensack» eine gemeinsame Kampagne zur Bekämpfung lanciert.
Wie in Biel sind auch in der Zentralschweiz die Sammelsäcke gratis. Beziehen kann man sie beispielsweise bei der Gemeinde. Abgeholt werden sie zusammen mit dem Hauskehricht. Um Missbrauch entgegenzuwirken, sind die Säcke transparent.
«Die Bekämpfung funktioniert nur, wenn die Leute Neophyten erkennen und diese ausreissen», sagt Agronom Samuel Kappeler. Auch den geliebten Sommerflieder im eigenen Garten.