Mehr als 250 Personen aus dem Mendrisiotto machen jeweils bei der Osterprozession aktiv mit. Sie wird traditionell an Gründonnerstag und Karfreitag in Mendrisio durchgeführt.
Darunter sind jeweils auch acht Personen – teils hoch zu Ross –, welche Mauren darstellen sollen. Sie begleiten als hohe Diener König Herodes. Alle haben schwarz bemalte Gesichter.
Gesichter der Mauren bleiben schwarz
Das solle auch weiterhin so bleiben, sagt Gabriele Ponti, Präsident der Stiftung für historische Prozessionen. «Wir haben den Puls aller sondiert und mit allen diskutiert und schlussendlichen entschieden, die Tradition beizubehalten.» Es sei der Wille der Mehrheit.
Noch vor einem Jahr hatte es ganz anders getönt. Damals hatte die Stiftung einstimmig beschlossen, auf das Blackfacing der Gesichter zu verzichten. Es sei nicht mehr zeitgemäss und könne für Betroffene verletzend sein, so die Begründung.
Dies sorgte aber nicht nur in der Bevölkerung, sondern auch in der Politik für aufgeregte Diskussionen. Man wollte diese Tradition nicht aufgeben, hiess es. Und so sieht es jetzt auch die Stiftung.
Anders sieht es die eidgenössische Kommission gegen Rassismus EKR. EKR-Präsidentin Ursula Schneider-Schüttel sagt, Blackfacing habe einen rassistischen Ursprung. Früher seien damit schwarze Menschen ins Lächerliche gezogen worden.
Ich würde es befürworten, wenn man auf das Blackfacing verzichten würde.
Das sei in Mendrisio zwar nicht so. «Trotzdem würde ich es befürworten, wenn das Organisationskomitee auf das Blackfacing verzichten würde», so Schneider-Schüttel. Für sie ist das Schwarzanmalen der Mauren für die Prozession nicht unbedingt notwendig.
Es droht eine Klage vor dem EGMR
Betroffene Organisationen wie die Organisation von afrikanischstämmigen Einwohnerinnen und Einwohnern in der Schweiz und Europa sollen sich gemäss Informationen von RSI juristische Schritte überlegen. Man denke sogar an einen Gang an den Menschengerichtshof in Strassburg.
Die Organisatoren lassen sich jedoch von der traditionellen Durchführung der Prozession nicht abhalten. Einzig das Wetter könnte sie stoppen. So wie im letzten Jahr. Damals musste der Anlass schliesslich wegen schlechten Wetters abgesagt werden.