Fussballplatz Sarnen, ein Montagabend im Juni. Voller Einsatz bei den B-Junioren. Sie dribbeln den Ball um Markierungshütchen, üben den Abschluss aufs Tor, testen auf Kommando ihre Reaktionsfähigkeit.
Sie stehen gemeinsam als JF Sarneraatal auf dem Platz, aber unter den einheitlichen Überziehleibchen tragen alle unterschiedliche Trikots. In ihren früheren Clubs in Giswil, Sachseln oder Sarnen hat es zu wenig Nachwuchs für eine eigene Mannschaft.
In Basel stehen hunderte Kinder auf der Warteliste
Schauplatzwechsel. Nachwuchstraining beim FC Nordstern in Basel-Stadt. Der Verein wird mit Anfragen überschwemmt. «Aktuell stehen bei uns 430 Kinder auf der Warteliste», sagt Marco Avanzini. «Das ist bei anderen Vereinen in der Nordwestschweiz nicht anders.»
Um diese Fussball-Euphorie wenigstens ein bisschen aufzufangen, organisiert der FC Nordstern Trainings für Kinder, die auf eine baldige Aufnahme in einer richtigen Vereinsmannschaft hoffen.
Fussball-Boom hier, Nachwuchssorgen da – woran liegt's? Möglicherweise am gesellschaftlichen Umfeld. In Obwalden gibt es weniger fussballaffine Migrantinnen und Migranten als in multikulturellen urbanen Gebieten wie Basel.
Im Bergkanton schnallen sich Kinder und Jugendliche eher Skier an und eifern Skistar Marco Odermatt nach, statt ihre Zeit im Trikot von Mbappé auf dem Rasen zu verbringen.
Unihockey, Volleyball oder American Football sind hier ebenfalls sehr beliebt.
Der Nachwuchs in Obwalden schätze Teamsport durchaus, sagt Michael Striegl. Er hatte die Idee des zusammengelegten JF Sarneraatal. «Unihockey, Volleyball oder American Football sind hier ebenfalls sehr beliebt.»
Enea, einer der jungen Fussballer des JF Sarneraatal, sieht die berufliche Belastung als möglichen Hinderungsgrund für einen Vereinsbeitritt: «Mit 16 machen die meisten eine Lehre. Neben der Arbeit und der Schule bleibt einfach nicht mehr so viel Zeit», sagt er.
Im Stadtkanton fehlt Platz für neue Fussballfelder
In Basel-Stadt dürfte das Fussball-Fieber derweil anhalten. Die bevorstehende Fussball-Europameisterschaft im Nachbarland könnte den Boom sogar noch weiter befeuern. Ebenso die Frauen-EM 2025, bei der die wichtigsten Spiele in Basel stattfinden.
Fragt sich also, wie Basel-Stadt den begeisterten Nachwuchs bei der Stange hält. Zusätzliche Fussballfelder, um mehr Trainings zu ermöglichen? Im dicht bebauten Stadtkanton kaum realisierbar. «Wir haben schon eine Anlage im Ausland, auf französischem Boden», sagt Steve Beutler, Leiter des Sportamts von Basel-Stadt. Auch weiche man auf Plätze im Baselbiet aus.
Diese Expansion sei aber keine Lösung für die Zukunft. Darum will der Kanton die Belegung der bestehenden Fussballplätze optimieren, damit mehr Teams am – wenig beliebten – späteren Abend trainieren. Und er versucht, mehr Kunstrasenfelder zu schaffen, die bei jedem Wetter bespielbar sind.
Obwalden hofft auf Social Media
Ob Basel oder Obwalden: Die Probleme sind zwar unterschiedlich, in beiden Kantonen müssen die Clubs aber am Ball bleiben.
Wichtig sei die Präsenz in der Öffentlichkeit, sagt Malik Sidler, Präsident des FC Sarnen. Man müsse die Jugendlichen mit Events begeistern. Und zugleich die sozialen Medien nicht vernachlässigen. «Diese finden grossen Anklang bei den Jugendlichen.» Es gelte, die jungen Frauen und Männer im Internet abzufangen – und sie von da auf den Platz zurückzuholen.