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Jugendschutz im Internet Pornos, Games und Gewalt aus Basler Schul-Tablets gefiltert

Zigtausende Male in einer Woche wurden unerwünschte Inhalte gefiltert. Dies zeigte eine erste anonymisierte Auswertung der persönlichen Leihgeräte in der 5. Primar- und ersten Sekundarstufe.

Seit gut zwei Jahren stellt Basel-Stadt den Schulkindern ab der 5. Primarschulklasse bis Ende der Sekundarschule persönliche Leih-Tablets zur Verfügung zum Lernen. Damit die Kinder und Jugendlichen nicht mit unerwünschten Inhalten wie Pornografie, Gewalt und Games konfrontiert werden, haben die Geräte Internetfilter von Microsoft fest vorinstalliert. Zudem hat auch das Swisscom-WLAN in den Basler Schulhäusern Webfilter.

Mädchen arbeitenam Tablet-Computer
Legende: 2022 haben in Basel-Stadt 3'200 Schülerinnen und Schüler der 5. und 6. Klassen sowie sämtliche Lehrpersonen Computer-Tablets erhalten für den Unterricht. Keystone/Georgios Kefalas

Wie wichtig diese Filter sind, zeigte die erste Auswertung, welche das baselstädtische Erziehungsdepartement in Absprache mit dem kantonalen Datenschützer diesen Frühling anonymisiert durchführte: Je rund 1600 Tablets sind in Primar und Sek (Oberstufe) im Einsatz, und alleine in der Sek blieben auf fast einem Viertel davon pornografische Inhalte im Webfilter hängen, in der Primar auf gut 15 Prozent der Geräte.

Einzelne Zugriffsversuche wurden dabei 4471 in der Sek und 2564 in der Primarschule gezählt. Dies sind allerdings nicht nur aktive Zugriffe, mit denen Kinder und Jugendlichen gezielt Pornos suchten, sondern auch zufällige Klicks und Inhalte, die auf den aufgerufenen Internetseiten automatisch generiert und geöffnet wurden.

Wie funktionieren Webfilter

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Internetfilter setzen auf verschiedenen Ebenen an: Manche greifen auf Datenbanken zu, die zum Beispiel pornografische Webseiten auflisten, und verweigern den Zugriff. Andere scannen während des Zugriffs rasant die Seite nach indizierten Begriffen, etwa zu Pornografie oder Gewalt.

Alles bleibe jedoch niemals hängen, warnt SRF-Digitalredaktor Reto Widmer: Es gebe schätzungsweise eine Milliarde aktiver Internetseiten weltweit, weshalb kein Filter immer komplett à jour sein könne: «Ganz alles herausfiltern wird man nie können.»

Dreimal so hoch waren die Zugriffszahlen für gesperrte Spiele. Auf nicht gesperrte soziale Netzwerke wurde darüber hinaus auch tausendfach zugegriffen, in der Sek deutlich mehr als durch die Jüngeren in der Primar. Noch beliebter waren Streamings und Downloads nicht gesperrter Inhalte. Nicht erfasst hat die Auswertung, ob und wie mit den Schul-Tablets auf eigentlich gesperrte Inhalte trotzdem zugegriffen wurde.

Beim Kanton werden diese Zahlen zum einen positiv gewertet: «Wir sehen, dass es Anfragen gab auf Seiten, die wir als kritisch einstufen, und dass der Filter reagiert und das abgeblockt hat», sagt Urs Bucher, Leiter Volksschulen im Erziehungsdepartement. Zum anderen zeigten die Nutzungszahlen dasselbe Bild wie in der Erwachsenenwelt, weshalb der Umgang mit Geräten und Inhalten in der Schule thematisiert werden müsse.

Es ist nicht nur eine Frage der Technik, sondern es ist auch eine pädagogische Frage.
Autor: Urs Bucher Leiter Volksschulen Basel-Stadt

Auf die Filter der Schulgeräte alleine könne man sich nicht verlassen, denn Gefahren der digitalen Welt seien auch im privaten Raum erreichbar. «Es ist nicht nur eine Frage der Technik, sondern es ist auch eine pädagogische Frage», mahnt Urs Bucher.

Die Schule müsse auf die Gefahren im Netz aufmerksam machen. Das erfolgt unter anderem auch mit einem Besuch der Kantonspolizei in fünften Klassen im Rahmen eines Präventionsprogramms.

Schülerinnen am Tablet
Legende: Schülerinnen im Basler St. Johann-Schulhaus lernen an ihrem Leih-Tablet. Keystone/Georgios Kefalas

Aber auch die Eltern, für die Schulen Informationsabende anböten, müssten sich der Risiken bewusst sein und sollten zu Hause klare Regeln etablieren, so Bucher. Findige Schülerinnen und Schüler können beispielsweise via ein anderes Netzwerk arbeiten und dem Filter vorspielen, ein anderes Gerät greife auf heikle Inhalte zu. Und über 90 Prozent der Kinder ab der fünften Klasse haben bereits ein eigenes Mobiltelefon.

Weil das Schulwesen kantonal organisiert ist, ist der Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektorinnen und -Direktoren (EDK) nicht bekannt, ob und welche Kantone vergleichbare Nutzungsauswertungen vorgenommen haben. Bei der Digitalisierung des Unterrichts gebe es sehr grosse Unterschiede.

Regionaljournal Basel Baselland, 13.11.2024, 17:30 Uhr ; 

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