Die neue V-Bahn in Grindelwald hat nicht zu mehr Konflikten zwischen Mensch und Natur geführt. Zu diesem Schluss kommt eine Untersuchung der Stiftung Unesco-Welterbe Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch (Saja), die am Dienstag an einer Medienkonferenz präsentiert wurde.
Die Hochgebirgslandschaft um Eiger, Mönch und Jungfrau gehört seit 2001 zum Unesco-Weltnaturerbe. Deshalb forderte die Unesco einen Vergleich der Besucherströme vor und nach dem Bau der V-Bahn, um die Auswirkungen auf die Natur zu erheben.
Die Saja führte sogenannte Besuchermonitorings durch. Und zwar 2019, also vor der Inbetriebnahme des Eiger Express, und 2023, als die Bahn im dritten Betriebsjahr lief. Befürchtungen, dass es zu «Overtourism» kommen würde und zu mehr Konflikten zwischen Mensch und Natur, hätten sich nicht bestätigt. Die Studie ist allerdings noch nicht veröffentlicht.
Die Auswirkungen des neuen Eiger Express seien dank des Besuchermonitorings deutlich zu sehen, sagt die Saja-Projektleiterin Jessica Oehler. Beispielsweise reisten die Gäste wie erwartet von Grindelwald aus mit dieser Bahn auf das Jungfraujoch.
Die Auswertung zeige auch, dass sich der Besucherstrom verlagert habe: weg von der Kleinen Scheidegg hin zur Station Eigergletscher. Und es gebe mehr Tagestouristen, die nur kurz verweilten und dann weiterreisten, so Oehler.
Erste Alpen-S-Bahn
Jungfraubahnen-Chef Urs Kessler zeigte sich zufrieden mit den Ergebnissen der Untersuchung. Man wolle aber weiter investieren: Die Berner Oberland-Bahn habe zehn neue Triebzüge bestellt, um die Kapazität zu erhöhen. Der Plan sei der Viertelstundentakt zwischen Interlaken Ost und Grindelwald: «Wir wollen die erste S-Bahn der Alpen».
Nicht ganz so positiv sieht es Beat Bucher, Gemeindepräsident von Grindelwald. «Man sollte den ÖV und den Privatverkehr bereits jetzt im Griff haben.» Bucher kritisiert, dass sich die Verantwortlichen nicht schon lange über den Verkehr bis Grindelwald Gedanken gemacht haben. Also bevor die V-Bahn ab Grindelwald in Betrieb genommen wurde.
Bucher gibt zu bedenken, dass die Landschaft das Kapital der Region sei. Und je mehr Besuchende die Region habe, desto höher sei das Risiko, dass die Natur und die Landschaft darunter leiden.