Sie sind klein, sie sind süss – und die wenigsten Menschen denken daran, dass sie vielleicht im Kochtopf landen könnten: Tierbabys in Wildpärken. Rund 20 solche Pärke gibt es in der Schweiz, aber nur wenige kontrollieren die Fortpflanzung ihrer Tiere. Und kaum jemand dokumentiert dies öffentlich.
Das bestätigt der Schweizer Tierschutz (STS) gegenüber «10vor10». Der STS wünscht sich, dass Wildtierpärke in der Schweiz transparenter sind, wenn es um die Fortpflanzungsstrategie geht. Das sagt Tierärztin Julika Fitzi vom STS. Wildtierpärke seien wichtig, auch aus pädagogischen Gründe, um der Bevölkerung das Wildtierleben näher zu bringen.
St. Galler Park mit Fortpflanzungsstrategie
Dass es zu Abschüssen kommt, damit ist der STS einverstanden – sofern dies als letztes Mittel eingesetzt wird. Alternativen seien beispielsweise die Kastration oder die Sterilisation von Tieren, erklärt Fitzi. Allerdings verändert dies das Verhalten der Wildtiere. Als vorbildlich in Sachen Fortpflanzungsstrategie bezeichnet Fitzi den St. Galler Tierpark Peter und Paul.
Dort werden Gemsen und Steinböcke zeitweise getrennt, so dass es zu keinen Paarungen kommt. In einem Punkt könnten sich laut STS aber fast alle Schweizer Wildtierpärke noch steigern. «Es wäre sehr wünschenswert, wenn Wildpärkes auf Homepages oder Infotafeln offen kommunizieren, was sie mit Jungtieren machen», so Fitzi.
Die Wildtierpärke Aarau und Langenthal gelten gemäss STS als vorbildliche Tierpärke, besonders was die Haltung der Tiere angeht. Infotafeln zum Verbleib der Jungtiere oder entsprechende Infos auf der Homepage gibt es nicht. «Das wäre Einwegkommunikation», sagt der Aarauer Parkleiter Christopf Fischer. Das Personal sei geschult und informiere die Besucher lieber direkt vor Ort.
Wildtiere als Menü im Restaurant?
Das Schiessen der Tiere ist eine Sache, die Verwendung des Fleisches eine andere. Ein heikles Thema, auch für den STS. Gerade Pärke, die Tiere wie Hirsche oder Säue halten und diese später als Futtertiere für ihre Raubtiere brauchen, sind dem Tierschutz ein Dorn im Auge.
Ein Indiz für fragwürdige Abschüsse in Schweizer Wildtierpärken ist laut Tierärztin Julika Fitzi ausserdem, wenn der Wildpark selber ein Restaurant führe und das Fleisch dort anbiete oder ständig einer Metzgerei zuführe.
Tiervermittlung als Alternative
Auch die Wildtierpärke Roggenhausen Aarau und Langenthal schiessen Tiere, wenn es nicht anders geht, heisst es auf Anfrage. Zuerst wird aber probiert, die Tiere an andere Pärke weiter zu vermitteln. «Aktuell konnten wir sechs Steinböcke nach Deutschland abgeben. Und im Frühling gingen mehrere Murmeltiere nach Frankreich», freut sich der Aarauer Parkleiter.
Wenn geschossen wird, wird das Fleisch verkauft, allerdings nicht an Metzgereien. «Wir verkaufen es billiger als wenn es von einem Jäger stammt. Wir wollen keinen Anreiz schaffen, dass man bei uns einfach so Hirschfleisch kaufen kann», so der Langenthaler Parkleiter Fritz Gut. Ähnlich tönt es aus Aarau. «Der Verkauf von Fleisch macht einen Bruchteil unserer Einnahmen aus, mehr nicht», erklärt Fischer.