Was in der Deutschschweiz immer noch viele nicht wissen: Emil Steinberger ist auch in der Romandie ein gefeierter Mann, eine lebende Legende. Für einen Deutschschweizer, dessen Kunst mit und von der Sprache lebt, ist das alles andere als selbstverständlich.
In diesen Tagen setzt sich der 92-jährige Emil in der Romandie ein weiteres Denkmal. Ein Dokumentarfilm über ihn, «Typisch Emil», kommt in die Kinos. Der Film begeistert und berührt das Publikum gleichermassen, von Martigny bis nach Delémont.
Emil lässt es sich nicht nehmen, an den Vorpremieren selbst aufzutreten. Wie im bis auf den letzten Platz besetzten Kinoclub im Lausanner Vorort Pully, wo das Publikum den gebürtigen Luzerner feierte.
Man hat mich immer gewarnt, die Romands mögen es überhaupt nicht, wenn sie Deutschschweizer Französisch sprechen hören.
In jungen Jahren habe er in der Romandie seine Programme auf Deutsch gespielt, erzählte er in Pully in seinem unverwechselbaren Français Fédéral. Er habe dann aber auf Französisch gewechselt, obwohl man ihm davon abriet, weil die Romands angeblich französischredende Deutschschweizer nicht mögen.
Doch Emil waren die Ratschläge egal. Und so tut er bis heute ein bisschen beides und redet seinen eigenen, unverwechselbaren deutsch-französischen Dialekt, in dem er immer wieder mal stockt und sich behende weiterhangelt.
Emil ist einfach eine Traumperson.
Seine Art Französisch zu sprechen, bringt das Publikum genauso zum Lachen wie seine eigentlichen Geschichten. In Pully sind sich seine Anhänger einig: «Emil ist einfach eine Traumperson», fasst es etwa Hugues Donati zusammen. Und er erinnert sich sogar noch genau an den Moment, in dem er Emil für sich entdeckt hat: Auf einem Wüstentrip im Iran, als ihm beim Fahren eine «Emil»-Kassette in die Hände gekommen war.
«Eher ein universeller Humor»
Isabelle Christinger, die seit 50 Jahren in der Romandie wohnt, betont, Emils Deutschschweizer Humor sei einfacher und direkter als der französisch geprägte: «Emil ist einfach Emil, darum sind wir heute Abend auch hier.»
In der Romandie lacht man nicht mit Emil über die Deutschschweizer, man lacht über die Schweizer im Allgemeinen.
Emils Humor sei grenzüberschreitend und sicher nicht typisch deutschschweizerisch, eher universell, sagt der 30-jährige Alain Borek: «In der Romandie lacht man nicht mit Emil über die Deutschschweizer, man lacht über die Schweizer im Allgemeinen.
Die Fans belagern Emil Steinberger nach der Premiere richtiggehend. Sie erzählen ihm eigene Lebensgeschichten, als wäre er ein langjähriger Freund. Der Luzerner kann sich seinen Erfolg ennet dem Röstigraben selbst nicht recht erklären: «Das Vertrauen der Menschen hier ist unglaublich. Man hat mich sogar schon einmal als ‹lustigsten Romand› bezeichnet.»
Am Ende wird die Filmpremiere zum Kabarettabend. Das Publikum stellt unzählige Fragen, die Emil teilweise falsch versteht, und das sorgt für grosse Heiterkeit. Emil und die Menschen der Westschweiz – ein Herz und eine Seele.