Es ist ein massiver Fall von E-Mail-Betrug: In England sind 32 Tonnen Gruyère- und Emmentaler-Käse verschwunden.
Den Käse hatte der Freiburger Milchverarbeiter Cremo 2020 in mehreren Lastwagenlieferungen nach England geschickt. Dies im Glauben, dass die Hunderte Käselaibe an das britische Luxus-Warenhaus «Harrods» und an eine weitere grosse Supermarktkette gehen.
Die Betrüger sind sehr raffiniert vorgegangen.
Stattdessen landete der Schweizer Käse auf dem Schwarzmarkt. Wie «Le Temps» berichtete, beträgt der Deliktsbetrag rund 450'000 Franken.
Das Unternehmen reichte bei der Freiburger Staatsanwaltschaft Anzeige wegen Betrugs ein. «Die Betrüger sind sehr raffiniert vorgegangen», sagt Thomas Zwald, Generalsekretär von Cremo, zu SRF. Der Schaden sei aber grösstenteils versichert.
Cremo ist nach Emmi der zweitgrösste Milchverarbeiter der Schweiz.
So raffiniert gingen die Betrügerinnen vor
Wie schafften es die Leute, 32 Tonnen Käse zu ergaunern? Die Westschweizer Zeitung hat dies nachgezeichnet:
Es sollte eigentlich der Beginn einer neuen, erfolgreichen Partnerschaft von Cremo mit den britischen Food-Giganten sein. Nach einem ersten Telefonkontakt erhielt Cremo von einer angeblichen «Harrods»-Einkäuferin ein Mail.
«Wir suchen nach einer langfristigen Partnerschaft, um von der Käseauswahl ihres Unternehmens zu profitieren», hiess es.
In der Mailsignatur führte sie zudem die korrekte Mehrwertsteuer von Harrods auf. Zwischenzeitlich wünschte die Betrügerin Cremo frohe Weihnachten und schickte Smileys für die «neue, fruchtbare» Partnerschaft.
Die Spur verliert sich in einem Londoner Lagerhaus
Cremo lieferte darauf die Bestellungen aus, weit über hundert Käselaibe landeten laut dem Zeitungsbericht in einem Lagerhaus im Südosten Londons. Von dort ging der Käse aber nicht zu den Supermärkten, sondern verschwand auf dem Schwarzmarkt. Dies mutmasslich in Lebensmittelgeschäften in ganz Grossbritannien.
Die Spur verliert sich: Nach 18 Monaten hat die Freiburger Staatsanwaltschaft 2021 das Verfahren sistiert. Die Geschichte kam erst jetzt an die Öffentlichkeit.
Cremo hat die Lehren aus dem Fall gezogen: «Wir durchleuchten künftige Kundinnen und Kunden, die wir noch nicht kennen. Und investieren weiter in die Cybersicherheit», sagt Thomas Zwald weiter. Mitarbeitende würden regelmässig auf die Risiken des Cyberbetrugs sensibilisiert.