Kaffeebecher, Salatschüssel, Dönerbox. Take-away-Verpackungen sind kaum mehr aus dem Alltag wegzudenken, verursachen aber auch einen grossen Abfallberg. Alleine in der Stadt Bern sind dies tausend Tonnen pro Jahr.
Eine mögliche Lösung für dieses Problem ist Mehrweggeschirr – je nach Material ist die Ökobilanz deutlich besser als jene von Einweggeschirr. In Bern hat die Unternehmerin Jeannette Morath bereits vor einigen Jahren ein Projekt mit Mehrweggeschirr lanciert – «Grüne Tatze» hiess das, etabliert hat es sich jedoch nicht. Das Problem: Die Boxen hatten nicht die richtige Grösse für Restaurants und der Kundschaft fehlte das Geld.
Entwicklung brachte den Durchbruch
Das Geschirr ist mittlerweile auberginefarben, der Name wurde auf Recircle geändert, die Grössen angepasst und nun ist die Nachfrage da – auch im Ausland. Die Mehrweg-Becher und -schüsseln aus Bern gibt es bereits in Deutschland und Frankreich. Hinzu kommen die Niederlande, Dänemark, Estland und Italien – nicht zuletzt wegen des Mehrweggesetzes in der EU.
Für die Schweiz ist das Ziel von Jeannette Morath, dass bis in 10 Jahren alle Restaurants Mehrweggeschirr verwenden. Von den rund 27'000 Restaurants und Take-away-Betrieben setzen bisher rund 1500 auf das Mehrweggeschirr von Recircle, das man für ein Depot von fünf oder zehn Franken ausleihen und immer wieder zurückbringen, es aber auch behalten und wiederverwenden kann.
Es brauche seine Zeit, weil eine Verhaltensänderung nötig sei, sagt Morath: «Wir haben festgestellt, dass der Kunde im Schnitt fünf Kontakte mit dem Geschirr braucht, bis er es verwendet.» Man müsse immer wieder fragen, es ihm immer wieder zeigen.
An Mehrweggeschirr denken
Es sei nämlich ein gewisser Aufwand nötig, sagt Sandra Kiss von der Bio-Bäckerei Ängelibeck, die an ihren Standorten das Mehrweggeschirr verkauft: «Man muss daran denken, diesen Cup mitzunehmen. Ich selbst nehme ihn nach Hause, wasche ihn ab, dann verschwindet er auch mal im Tuperware-Fach.» Es brauche einen gewissen Effort der Kundschaft, sie müssten vom Plastik weg wollen, so Kiss. Wenn die Einfachheit wichtiger sei, harze es.
Zudem sei diese Verpackung nicht für jedes Essen geeignet, für Salate beispielsweise nicht: «Der Kunde will sehen, was er kauft. Mit diesem Deckel ist das nicht möglich», sagt Sandra Kiss vom Ängelibeck. Sie würden ständig neue Anbieter prüfen, die ökologische Behälter anbieten.
Einweg-Verpackungen kosten Geld
Auch die Unternehmen würden davon profitieren, denn Einweg-Verpackungen seien teuer: «Jedes Gipfeli in einen Beutel, die Menüs in Einweg-Verpackungen. Ihr könnt euch nicht vorstellen, was das finanziell bedeutet.»
Um es der Kundschaft einfacher zu machen, tüfteln die rund 14 Angestellten von der Berner Firma Recircle an weiteren Möglichkeiten, um beispielsweise auch hochtransparente Deckel anzubieten: «Wir haben einfach noch kein Material gefunden, das gesundheitlich unbedenklich ist und man hundertmal waschen kann», sagt Jeannette Morath. Mit der EPFL in Lausanne würden sie derzeit auch eine komplett durchsichtige Box testen und es soll einst Wasch-Automaten geben, die die Gefässe automatisch von selbst waschen.