- Das Bundesamt für Gesundheit BAG verzeichnet für das Jahr 2022 einen Anstieg der HIV-Infektionen.
- Dies könnte sich damit erklären, dass mehr Tests durchgeführt worden sind.
- Das BAG und die Aids-Hilfe Schweiz sind dennoch überzeugt, dass das nationale Ziel von null Neuinfektionen bis 2030 erreichbar ist – obwohl weniger Geld zur Verfügung steht.
Nach wie vor steckt sich in der Schweiz jeden Tag jemand mit dem HI-Virus an. Im letzten Jahr wurden beim Bundesamt für Gesundheit 371 Neuinfektionen gezählt. Das sind fast 50 Fälle oder 14 Prozent mehr als im Vorjahr.
Man müsse sehr genau beobachten, wie sich dies weiterentwickelt, sagt Andreas Lehner, Geschäftsführer bei der Aids-Hilfe Schweiz, zum Anstieg. «Im Moment ist es schwierig zu sagen, ob dies eine Tendenz nach oben ist. Wir gehen davon aus, dass der Trend weiterhin nach unten gehen wird.»
Es wurden mehr Tests durchgeführt und damit auch mehr Neuinfektionen erkannt.
Auch beim Bund macht man sich aufgrund der Entwicklung keine Sorgen, wie Lucia Reh, Projektleiterin des neuen nationalen Stop-Aids-Programms beim BAG, sagt. Zwar sei es so, dass die gemeldeten HIV-Diagnosen fürs Jahr 2022 gegenüber dem Vorjahr leicht angestiegen sind, aber die Werte hätten weiterhin unter jenen von vor der Covid-19-Pandemie gelegen. «Ausserdem wurden mehr Tests durchgeführt und damit natürlich auch mehr Neuinfektionen erkannt», erklärt Reh.
Ein ambitioniertes, aber erreichbares Ziel
Das Ziel sei zwar ambitioniert. Dennoch sind sowohl das BAG als auch die Aids-Hilfe überzeugt, dass man es schafft, die HIV-Ansteckungen bis in sieben Jahren auf null zu senken. Deshalb soll das neue Stop-Aids-Programm vor allem Risikogruppen wie Drogenkonsumenten, Häftlinge und Prostituierte ansprechen. Zusätzlich sollen auch vermehrt Jüngere auf die Risiken einer HIV-Ansteckung aufmerksam gemacht werden.
Andreas Lehner von der Aids-Hilfe Schweiz begrüsst das Engagement des Bundes. Es brauche aber mehr finanzielle Mittel. Derzeit ist das Gegenteil der Fall. Denn der Bund stellt für das neue nationale Programm gegen HIV und andere ansteckende Geschlechtskrankheiten deutlich weniger Geld zur Verfügung als früher.
Diese Lücke könne die Aids-Hilfe nicht füllen, sagt Lehner. Die Spendeneinnahmen gingen zurück – und trotz des Efforts, diese zu steigern, sei nicht absehbar, ob künftig mehr Geld über Spenden generiert werden könne.
Mit weniger Geld mehr erreichen – nämlich nichts weniger als die Ausrottung des HI-Virus: Auf den Bund und die Aids-Hilfe wartet eine Herkulesaufgabe.