Das Telefon einer älteren Frau klingelt. Am anderen Ende der Leitung meldet sich ein Polizist. Er berichtet, dass in ihrem Wohnquartier Einbrecher unterwegs sind und bittet sie, ihre Wertsachen im Briefkasten zu deponieren – die Polizei werde sie abholen. Tut die Frau das allerdings, sieht sie ihre Wertsachen nie wieder. Denn der Anrufer war kein Polizist, sondern ein Krimineller.
So oder ähnlich funktioniert die Betrugsmasche des «falschen Polizisten, der falschen Polizistin», die in der Schweiz ziemlich erfolgreich ist. 2016 gab es noch sechs Betrugsfälle, 2020 wurde bereits in 118 Fällen Geld ergaunert. Die Deliktsumme hat sich fast verzehnfacht – von 450'000 auf 4.3 Millionen Franken. Längst hat der Trick mit der falschen Polizistin den Enkeltrick als beliebteste Telefon-Betrugsmasche abgelöst.
Um auf das Problem aufmerksam zu machen, gibt es Sensibilisierungskampagnen der richtigen Polizei. Pro Senectute Solothurn bietet daneben extra Kurse für Seniorinnen und Senioren an, um auf die kriminellen Tricksereien aufmerksam zu machen.
In solchen Kursen werden folgende Punkte betont:
- Die Polizei will am Telefon nie Bargeld. Man soll also nie Bargeld abheben, wenn ein angeblicher Polizist dies verlangt.
- Bargeld oder Wertsachen sollen auf keinen Fall an einem öffentlich zugänglichen Ort deponiert werden. Die Polizei fordert nie jemanden zu einem solchen Vorgehen auf.
- Am Telefon dürfen nie Passwörter, PIN-Codes oder Kreditkartendaten bekannt gegeben werden.
Falls sich eine angebliche Polizistin am Telefon meldet, sei es am besten, das Telefonat abzubrechen und die echte Polizei über die Notrufnummer 117 zu alarmieren.
Telefonbetrüger sind geschickt
Viele Seniorinnen und Senioren denken sich, dass nur demente oder senile Personen auf solche Tricks hereinfallen. Dies sei aber ein Trugschluss, sagt Präventionsexperte Jürg Tschanz von der Kantonspolizei Solothurn. Denn die Betrügerinnen und Betrüger seien äusserst geschickt, sprächen oft Schweizerdeutsch und setzten die Seniorinnen und Senioren unter Druck.
Dazu gehört auch das Austricksen der Anruferkennung auf dem Telefon oder dem Smartphone. Heute ist es technisch einfach machbar, eine gewisse Nummer oder gar ein Text auf dem Telefondisplay erscheinen zu lassen und so zu suggerieren, dass die Polizei anruft.
Die Opfer werden laut Tschanz zufällig ausgewählt, allerdings nicht planlos. Meistens gehen die Betrüger das Telefonbuch durch und halten Ausschau nach älter klingenden Namen. So werden zum Beispiel Elisabeth oder Ruth angerufen, während kaum ein Betrüger bei Kevin anruft. Damit ist auch bereits ein Lösungsansatz erwähnt, wie man sich vor solchen Anrufen ganz generell schützen kann:
- Den eigenen Eintrag im Telefonbuch löschen lassen.
- Den Eintrag im Telefonbuch ändern, sodass der Vorname nicht mehr ganz zu lesen ist, also z.B. E. Meier statt Elisabeth Meier.
- Hier geht es zum entsprechenden Formular.
Kurse wie diejenigen von Pro Senectute Solothurn sollen für Telefonbetrügereien sensibilisieren. Wichtig seien sie auch, damit Seniorinnen und Senioren untereinander über dubiose Telefonanrufe sprechen. Denn bei der Polizei geht man davon aus, dass die Dunkelziffer bei Telefonbetrug hoch ist und so mehr als die im letzten Jahr gemeldeten 118 Fälle von falschen Polizisten zu verzeichnen wären. Die Scham darüber zu sprechen ist allerdings gross.