- Der Epidemiologe Christian Althaus fordert, die Schweiz müsse von Asien lernen.
- Seine Exit-Strategie aus dem Lockdown: Sehr viel testen und sogenanntes Contact Tracing.
- Die Schweiz müsse dafür tausende Corona-Detektive ausbilden und rekrutieren, so Althaus.
- Ein zu früher und falscher Ausstieg könne zum Debakel werden.
«Da braucht man sicher mehrere Tausend Personen, wenn wir das gesamtschweizerisch intensiv machen wollen», sagt der Epidemiologe Christian Althaus. Der Forscher von der Universität Bern fordert, dass in der Schweiz Corona-Detektive nach asiatischem Vorbild Contact Tracing machen. Beim Contact Tracing werden alle sozialen Kontakte einer erkrankten Person zurückverfolgt. Bei jedem neuen Ausbruch muss diese detektivische Fleissarbeit gemacht werden.
«Man könnte sich überlegen, Kapazitäten in der Armee zu schaffen. Oder Studenten auszubilden, die jetzt zu Hause sind und keine Vorlesungen mehr haben», so Althaus gegenüber der «Rundschau». Es sei wichtig, wirklich grosse Kapazitäten auszubauen.
Corona-Detektive und viele Tests
Althaus sagt, Länder in Asien hätten vorgemacht, wie der Ausstieg aus dem Lockdown gelingen könne. «Wir müssen die Testkapazitäten stark erhöhen. Da vernehme ich zurzeit gute Signale, dass das in der Schweiz passiert.» Doch es brauche auch massiv Personal für Contact Tracing.
Singapur wird immer wieder als Beispiel für akribisches Contact Tracing genannt. Das Land hat sich zum Ziel gesetzt, innert 24 Stunden alle relevanten sozialen Kontakte bis zu 14 Tagen zurückverfolgen zu können. Alle möglicherweise Angesteckten müssen sich sofort in Isolation begeben und rasch getestet werden. Ziel der Massnahme: Neue Ausbrüche im Keim ersticken. «Das ist eine relativ aufwändige Arbeit», räumt Althaus ein. «Aber mit dieser Strategie können die Übertragungsketten unterbrochen und die Fallzahlen langfristig tief gehalten werden.»
Unterstützung aus der Politik
«Das erscheint mir eine sinnvolle und auch umsetzbare Forderung», sagt SP-Nationalrätin Mattea Meyer zur Idee der Corona-Detektive. Weil das Contact Tracing aufwändig ist, setzen asiatische Staaten zunehmend auf elektronische Unterstützung. Das Mobiltelefon dient dabei mit speziellen Apps als Datensammler. Eine solche Vorgehensweise stösst allerdings auf grosse Bedenken: «Das würde heissen, dass der Datenschutz praktisch aufgehoben wird. Ich habe da grösste Fragezeichen, ob sich Mehrheiten finden lassen», so Hans-Ulrich Bigler vom Schweizerischen Gewerbeverband.
Epidemiologe Althaus sagt, ein zu früher und planloser Exit könne böse enden: «Es wäre wirklich wichtig, dass die Fallzahlen sehr stark herunterkommen», so Althaus. «Sonst ist die Gefahr gross, dass die Ansteckungen erneut rasch ansteigen und wir wieder dort stehen, wo wir vor dem Lockdown waren», so der Forscher weiter. Wie die Nachrichtenagentur SDA am Dienstag meldete, geht der Kanton Zug beim Contact Tracing voran. Zug hat mit der Lungenliga der Zentralschweiz einen entsprechenden Leistungsvertrag abgeschlossen.